Wie wird man so?

Verborgenes Leben, 7. Dezember 2023
18 Jahre alt

Das Leid und der Tod meines Vaters, am 28. Oktober 1969, drei Wochen nach meiner Hochzeit, war für mich eine überaus große Herausforderung. Ich war am Beginn meines Lebens und seines endete. Mein Glaube half mir nicht mehr, meine Antworten ebenso wenig. Warum musste mein Vater so schmerzvoll sterben? Womit hatte er das verdient? Welchen Sinn hat das Leiden und das Sterben? Wer bestimmt, wie viel Zeit jedem gegeben ist? Nach welchen Gesetzen richtet sich das Leben? Ist alles vorherbestimmt oder sind wir Mitbestimmer unseres Lebens? Ich wollte ergründen, ich wollte wissen, suchte für mich neue Antworten und übte mich im Stehenbleiben, wenn ich Leid sah, im Aushalten, wenn ich Ohnmacht erlebte. Mein Vater war mir Vorbild im Leiden, und ich fragte mich oft: Wie wird man so?

Ich war sehr angetan, ja, auf eine Art auch fasziniert von seiner inneren Größe und Glaubensstärke. Doch fand ich in seinem Leiden noch nicht die Worte, war gelähmt vom Schmerz, betäubt von der Ohnmacht, in der ich hilflos zusehen musste, wie sein Körper vom Schmerz gepeinigt wurde. Ich war nicht mutig, nicht zuversichtlich und auch nicht stark im Glauben. Ich war damals nicht in der Lage, stehen zu bleiben und auszuhalten, ich hatte zu viele Fragen, die ohne Antworten blieben.

Mein Vater starb, er war nicht mehr, ich hatte ihn verloren und es blieben quälende Fragen: Womit hat er das verdient? Ist das der Lohn für jene, die aushalten und dulden? Welchen Sinn soll das haben, welchen Sinn soll das ergeben?

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»