Bei uns ist es so

Im Familienverbund wurde geübt, seine Meinung zu sagen, die Kinder lernten sich an Abmachungen zu halten oder in ihren Augen Ungerechtes zum Thema zu machen. So war es abgemacht, dass jedem Familienmitglied ein «Ämtli» zugeteilt wurde. Jeder half nach seinen Möglichkeiten mit. Eine Aufgabe durfte nicht weiter delegiert werden, bevor man sie nicht wirklich erfüllt hatte. Familie ergibt sich nicht einfach so, Familiensinn entsteht durch gemeinsames Tun, wird dadurch erst tragfähig.

Es gab bei Meiers regelmäßige Familienkonferenzen, in denen besprochen wurde, was jemand nicht in Ordnung fand, etwas als unfair empfunden wurde oder man sich eine Änderung wünschte. Alles durfte zum Thema gemacht und diskutiert werden. Mal ging es um des Vaters «Nein», mal um Mutters Hilfe und Fürsorge für andere Menschen. Mal wünschten sich die Kinder am Sonntagmorgen frei, wollten nicht mehr mit dem Vater durch die Wälder streifen oder an einem der üblichen Sonntagsprogramme teilnehmen. Nicole beklagte sich, die andern hätten immer so lässige Sachen zu berichten, wenn der Lehrer am Montag fragte, was sie denn am Sonntag gemacht hätten. Und sie konnte nur sagen, sie sei im Wald gewesen, ja, sie hätte nichts zu sagen, und was sie sagen könnte, das interessiere keinen und sei langweilig. So kam es, dass die Kinder frei bekamen, die Eltern am Morgen schon zwei, drei Stunden unterwegs waren und dann mit den Kindern frühstückten, wenn sie nach Hause kamen.

Beide Kinder lernten, dass es Rechte und auch Pflichten gab, dass es Unterschiede und Verschiedenheiten zu akzeptieren galt. Oft wurden auch andere Kinder und was die alles durften, miteingebracht. «Wir sind die Familie Meier und bei uns ist es so», wurden diese Argumente entkräftet. «Das sind unsere Möglichkeiten und aus denen machen wir das Beste.»

Die Kinder hatten alles, was sie brauchten. Sie hatten jedoch nicht alles, was sie wollten – die Adidas Turnschuhe vom Sohn, die erst nach einigen Jahren in Erfüllung gingen oder Nicoles Barbiepuppen, die Maria nicht gefielen, jedoch ihre Tochter begeisterten. Sie hatten nicht alles, was andere hatten und waren doch zufrieden.

Sehr früh übten sich die beiden Kinder in gegenseitiger Achtung, im Respekt und im Füreinander. Sie lernten, dass es Grenzen gibt, dass Regeln und Pflichten zum Alltag gehören.