Wie geht’s?

Verborgenes Leben, 17. März 2024
 

Eine Begleiterin Marias dieser Zeit:

Maria missionierte nicht, sie sprach wenig über ihren Glauben, sie lebte ihn. Sie ergründete das Wort der Bibel und vertiefte sich in die Inhalte, die Symbolik, in den Geist, der durch das Umsetzen lebendig in ihr wurde. Marias Augenmerk galt dabei vor allem den seelischen Prozessen. Man hörte von ihr nicht gewohnheitsmäßig die Routinefrage «Wie geht’s?» Wenn überhaupt, dann nur mit der Nachfrage «Wie geht’s wirklich? » Ein floskelhaftes «Danke, gut!», passte nicht als Antwort, wenn dies nicht wirklich stimmte.

Einmal erzählte mir Maria, wie sie Gott nahe sein möchte, dass sie sich ernsthaft mit ihm, mit seinem Wort auseinandersetze, sich auch Zeit nehme, um in Ruhe in der Bibel zu lesen. Ich spürte, dass für sie die Bibelworte lebendig waren. Sie las nicht einfach darüber hinweg, sondern betete auch über den tiefen Sinn dieser Worte. Sie vertrat die Ansicht, man könne Sinn nicht einfach verstehen, sondern erst im praktischen Leben als Sinn erfahren. Erschrocken stellte Maria fest, wie oft sie eigentlich lüge. «Na und?», stutzte ich, weil ich Marias offene und ehrliche Art kannte und mir sicher war, dass es sich dabei nicht um gravierende Lügen handeln konnte. Ich fand, das sei doch bis zu einem gewissen Grad normal. Notlügen haben eine Schutzfunktion. Doch damit gab sich Maria nicht zufrieden: «Nein, nein, ich will mich verstehen, möchte verstehen, warum ich lüge, auch bei sogenannten Kleinigkeiten.» Jemandem bewusst nicht die Wahrheit zu sagen, andere anzulügen, um für etwas nicht gerade zu stehen, das zählte, in meinen Wertvorstellungen, zu den Lügen. Sich wie bei einer Slalomfahrt durchzuschlängeln, erachtete ich jedoch als unbedenklich. Doch genau darum schien es Maria zu gehen: «Da liegt eben der springende Punkt», sagte sie «es schleicht sich etwas ein, wird zur Gewohnheit und plötzlich ist es normal, und schon denkt man gar nicht mehr darüber nach.» Diese Begründung fand ich ungewöhnlich. Darin zeigte sich auch ihre hohe Anforderung an sich selbst, sie sprach oft von Sauberkeit – etwas ist sauber oder eben nicht sauber. In ihrer Sicht der Dinge betrachtete sie sich selbst ohne Wenn und Aber und stellte an sich selbst den höchsten Anspruch.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»