Eine Begleiterin dieser Zeit:
Im Rahmen der Glaubensgemeinschaft fanden Sonntagstreffen in Zürich statt, auch andere Versammlungsorte waren dabei per Telefon zugeschaltet. Auf diese Weise wurden zum einen Offenbarungen gehört und darüber gesprochen, zum anderen auch konkrete Erfahrungen, die man mit Aufgaben im täglichen Leben machen konnte, ausgetauscht.
Ein Intensivkurs, der angeboten wurde, zog auch Bus-Fahrten, vorwiegend nach Deutschland, nach sich. Dort fand einmal monatlich eine zweistündige Schulung statt. Vereinfacht gesagt, es kam einiges in Bewegung, äußerlich und innerlich. Konkrete Übungen und Selbstbeobachtung sollten dabei helfen, das eigene Innenleben bewusster wahrzunehmen. Wir nutzten die langen Busfahrten, um über das Thema, das geschult wurde, nachzusinnen, um dies tiefgründiger zu erfassen. Mir tat dieser Ansatz gut, den Austausch mit Maria schätzte ich besonders, weil sie es verstand tiefer nachzufragen. Sie war es gewohnt, sich selbst zu hinterfragen, hatte dies auf ihrem Weg über viele Erfahrungen geübt.
Maria:
Für mich war es die Schulung: Bin ich in der Welt oder bin ich mit der Welt? Ich passte oft die Schulungsaufgaben meiner Erkenntnis an. Ich verband sie für mich mit der Lehre des Jesus von Nazareth. Das machte mir größere Freude und führte mich weiter, damit konnte ich mir lange die Verbindung zu Jesus erhalten.
Einige Aufgaben in diesen Kursen waren mit den Sinnen verknüpft und ich arbeitete noch einmal sehr intensiv mit diesen. Ich hatte schon in der Vergangenheit meine Neugier angeschaut, nun aber bewusst das Wort Neugier aufgeschlüsselt und im Wort die «Gier» erkannt, die dieses beinhaltet. So begann ich nun wie ein Detektiv die Gier nach Neuem, nach Information und Sensation ans Licht zu holen. Nicht jede Nachrichtensendung hören zu wollen, nicht aufzustehen und an das Fenster zu gehen, um auch zu sehen, was ich hörte. Ich entschlüsselte und entblößte für mich das Wort, als das, was es war: die Gier auf Neues!
Dieses sind keine einmaligen Erkenntnisse, es sind kleinste Veränderungen im Denken und Handeln, es sind Programme, die gelöscht werden sollen, dabei ist die Reue maßgeblich; wer nicht in sich Beschämung und aufrichtige Reue erlebt, wird die Erlösung, die uns geschenkt ist, nicht erfassen können. So gehört dazu das Sprichwort: «Der Lauscher an der Wand, hört seine eigne Schand!»
Es gab für mich auch die Zeit, in der ich sichtbar und unsichtbar das Kreuz auf meinen Mund zeichnete und damit besiegelte, nicht über etwas zu sprechen, was ich nicht wusste, was ich nicht wissen konnte und nach bezwungener Neugier auch nicht wissen wollte. Mir gefiel es, noch tiefer in die Wahrheit einzutauchen, noch mehr und besser zu verstehen. Ich erinnerte mich auch an meinen Vater, der- wenn wir etwas über jemanden berichteten – zu sagen pflegte: «Die haben nur zu wenig Arbeit!»
Ich liebte auch Bertas Gedächtnis, sie konnte nach Offenbarungen meist wortwörtlich wiederholen, was Christus gesagt hatte. Ich liebte es, wenn die geistige Welt zu uns sprach und ich wollte möglichst viel davon umsetzen und erfüllen. Wohin schaute ich? Wohin richtete ich meinen Blick? Wem gab ich meine Aufmerksamkeit und wem nicht! Warum gab ich sie und warum gab ich sie nicht? Ich begann hinter meine Absichten zu schauen.
Einmal sollten wir eine Steinübung machen: Ich legte den Stein vor mich auf den Tisch, dann sah ich, dass dieser ganz schmutzig und voller Erde war. Reflexartig drehte ich den Stein um, so dass die schmutzige Seite nicht mehr zu sehen war. Ich erkannte mein Ausweichmanöver und bat darum, den Schmutz nicht mehr zu verstecken, sondern ihn anzuschauen, abzuwaschen und aufzulösen. Dabei kam mir in den Sinn, dass ich vor meiner Erstkommunion gefragt hatte, wie ich denn mein Herz sauber machen könnte. Das Einfachste fand ich, wäre doch es mit einer Bürste zu schrubben. Doch der Pfarrer erklärte mir, dass durch das Bekennen der Sünde, in der Reue und im festen Vorsatz, es nicht mehr zu tun, das möglich sei und ich so dieses saubere Herz in mir erhalten könne. Das fand ich schön, ich trug mein weißes Kleid voller Ehrfurcht und auch Stolz, denn ich wollte ein reines Herz haben. Ich wusste, dass Jesus das freute.