In der Stille

Geistschule, 18. Juni 2022

In der Stille, ja in der Stille offenbart sich Gottes Wort. In der Stille vernimmt der Mensch Seelenimpulse, in der Stille, denn die Stille bedingt Ruhe in seinem Seelenmeer. Es ist dann, wenn das tägliche Auf und Ab in Waage kommt. In diesem Zustand ist für den Menschen besser fühl- und spürbar, was seine Seele möchte, ja, er ist offener Seelenimpulse zu empfangen. Diese sind wichtig, denn sie sind verbunden mit dem Seelenplan, der das Bestreben abbildet, das eine Seele in ihrem Erdengang sich vorgenommen hat. Diese Leitung und Führung ist Hilfe auf dem eigenen Weg, durch das eigene Leben, mit all seinen Wegkreuzungen und -gabelungen, die Entscheidungen fordern.

Die Welt ist sehr laut geworden, ist voller Ablenkungen und Möglichkeiten, der Mensch vollgestopft, voller Ideen, Vorstellungen und Meinungen; es ist oft sehr viel Lärm um nichts in seinem Kopf. Das Abwägen und Spüren von «Was will ich?», «Was will ich nicht?», «Was ist der richtige Weg?», «Wie entscheide ich mich nach meinem Gewissen?», es braucht Raum und Zeit im Inneren. Der Mensch denkt allzu oft, dass er diesen Raum und diese Zeit nicht hat, doch das Gegenteil ist der Fall, denn der Erschaffer von Raum und Zeit ist der Mensch selbst. Umso mehr er sich wegbegibt vom materiellen Denken, das Raum und Zeit erschafft, über Leistung. «Ich leiste, also bin ich.» ist gleichbedeutend einem Raum, den man sich selbst ständig schaffen muss und einer Zeit, die dafür gegeben ist. Es erschafft dieses System eine gewisse Forderung, einen Forderungs- und Leistungsdruck, der den Menschen antreibt, vorantreibt, nicht zur Ruhe kommen lässt und nicht in die Stille führt. Denn Stille wird in diesem System als Stillstand und Nicht-Vorankommen bewertet. Setzt sich der Mensch in Beziehung und in Verbindung zu Gott und definiert er sein Wesen über die Existenz Gottes, macht er damit einen Raum auf, seinen eigenen Existenzrahmen sozusagen, der alles enthält, was uns mit Gott verbindet und auch alles, was uns von Ihm trennt. Dieser Rahmen ist gleichzeitig ein Ist-Zustand. Jedes Mal also, wenn der Mensch in Kontakt tritt mit Gott, mit Seinem Vater und Schöpfer, tritt er in diesen Raum, macht er diesen Raum auf, und spürt besser die Verbindung, kann in der Reflexion dieser Verbindung, verbunden mit der Ruhe und Stille aufnehmen, was ihn noch von Gott trennt, wo er sich noch nicht richtig verhält. Es ist eine sehr leise Führung, die dem willentlichen Wollen und Drängen der Materie oft diametral gegenübersteht. Sie zeigt sich an, durch feinste Seelenimpulse und liegt oft unter dem vom Menschen einfach empfundenen «Ich will dies» oder »Ich will das».  Das Dies-oder-das-Wollen ist meist überlagert und mehrschichtig und die Frage: «Wofür?» und «Warum willst du das oder jenes?», hilft abzuwägen, aus welcher Schicht dieses Wollen kommt. Kommt es aus dem Eigennutz des menschlichen Ich-will-Haben und Ich-will-Sein, kommt es aus dem Eigenschutz der Seele, aus dem Seelenanteil der Erfahrungen, der Schuld, des Selbstschutzes, oder ist es nicht wirklich erklärbar, kommt es aus der Verbindung zum Geistkörper, aus dem Seelenplan, der erfüllt ist durch unseren Geistkörper, der mit seinen Aufgaben und Lektionen den Weg nach Hause leitet, zu unserer Ur-Existenz, in unsere Heimat, die die Einzige ist, die unsere Sehnsucht stillen kann.

So du verstehst, geliebte Schwester, geliebter Bruder, dass dein Wollen mehrere Schichten hat, verstehst du auch, warum es die Ruhe und die Stille braucht, um das eigene Wollen abzuwägen und sich klar zu werden darüber, was in einer Situation richtig ist. Denn siehe, die meisten Entscheidungen, die der Mensch trifft, werden viel zu leichtfertig gemacht, denn sie entstehen unter Druck oder in der Verdrängung. Entscheidungen sind wichtig, denn ohne Entscheidungen geht es nicht voran. Entscheiden zu lernen heißt, sich die Mühe zu machen, sich Zeit zu nehmen und abzuwägen und das eigene Wollen zu hinterfragen.

«Wohin führt mich diese Entscheidung?»

«Näher zu Gott?»

«Näher zu mir?» oder «Näher zu meinem Nächsten?»

Die einen entscheiden allzu oft für ihren Nächsten, um es ihm recht zu machen, um in der Harmonie zu bleiben, um ihn nicht gegen sich aufzubringen. Wieder und wieder entscheiden sie sich dadurch gegen sich. Es führt zu einem Ungleichgewicht, es bringt vom eigenen Weg ab, denn es entspricht nicht dem Seelenplan, nicht dem Eigenen, und des Menschen Sicht beginnt sich einzutrüben. Im Dunst des eigenen Ichs beginnt er blind herumzutappen und nach dem Weg zu suchen.

Die anderen entscheiden allzu oft für das eigene Ich, für sich selbst und zu wenig für den anderen. Sie sind von sich selbst und ihrem Standpunkt eingenommen und werden in ihrer Eigenliebe immer selbstgerechter. Der Weg zu Gott, er führt über den Dienst, zu den anderen. Umso größer die Liebe zu Gott ist und die Sehnsucht, sich in Seinen Dienst zu stellen, umso mehr wird der Selbstgerechte auch seinem Nächsten dienen, ohne Eigennutz. Und wieder geht es um die Frage: «Aus welcher Motivation diene und helfe ich? Um die Anerkennung des anderen zu bekommen? Um mich über ihn zu definieren? Um meine Existenz über ihn wahrzunehmen?»

Seht, umso mehr die Existenz über und durch Gott definiert ist und wird, umso weniger Platz hat das falsche Dienen und Zudienen, das sich über die Definition des eigenen Ichs, durch ein menschliches Gegenüber definiert. Seht und versteht, wie fein und wie feinschichtig dieser Aufbau ist, das eigene Innere ist. Es besteht aus einem fein gewobenen und gesponnenen Netz, manches ist so vernetzt, dass es richtiggehend eingekapselt ist im eigenen Inneren. Oftmals sind es die Schmerzen und Enttäuschungen, die abgekapselt werden, um sie nicht mehr fühlen zu müssen. Und doch sind sie weiter da und beeinflussen das menschliche Wollen wie ein Störsender, ohne dass dies dem Menschen bewusst ist, denn die Abkapselung nimmt nicht mehr Einfluss auf die aktive Gefühlswelt, doch unbewusst beeinflusst sie sehr wohl die Entscheidungen.  All dies geschieht unbewusst, andauernd; in jeder Minute und Sekunde eines Menschenlebens, bewegt er sich in diesem Raum, ganz fein in ihm drin, wahrnehmbar und spürbar, so er sich Zeit und Raum dafür nimmt. Denn die Schule, die Erdenschule, in der der Mensch steht, im Raum Erde, entstand einzig und allein durch die Erschaffung eines Raumes, also einer Distanz, die sich auftat, die sich ergab durch das eigene Wollen, das nicht dem göttlichen Willen entsprach. Umso mehr definiert das eigene Wollen die Zeit, die es braucht, um zu Gott zurückzukommen.

GEISTSCHULE

 

«In der großen Schulungsreihe, werden noch einmal alle willigen und bereiten, alle durstigen und hoffenden Menschen, aber auch Seelen belehrt und praktisch angeleitet, um in die Erkenntnis der Wahrheit zu finden.»