Seelenverwandte

Am Anfang, 31. Mai 2020

Wir kamen alle zusammen, um gemeinsam den Sabbat zu begehen. Maria hatte mich darum gebeten, mit etwas Nelke und Weihrauch den Raum zu räuchern. Ich musste mich beeilen, denn nach Sonnenuntergang war es nicht mehr erlaubt, Feuer zu machen, doch wenn mich Maria darum bat, mochte es wohl einen besonderen Grund dafür geben. Die Situation erinnerte mich daran, wie Jesus einmal in eine Diskussion mit Hohepriestern verwickelt wurde, weil Er am Sabbat geheilt hatte und sie dies als Arbeit bezeichneten, die am Sabbat nicht erlaubt war. Ich ging die Treppe nach oben, und beim Betreten des Raumes, spürte ich, dass etwas anders war. Die Kerzen des großen Leuchters brannten und verbreiteten eine feierliche Stimmung im Raum. Die Luft war klar und frisch, sodass es sich anfühlte, als wäre man draußen, obwohl man drinnen war. Die beiden Schwestern Maria und Martha saßen schon im Raum und wunderten sich über mein frühes Erscheinen. Ich machte mich ans Werk, und schon bald erfüllte ein würzig-balsamischer Duft den Raum. Nach und nach trafen die anderen ein, wuschen sich im Eingang mit Hilfe des bereitgestellten Kännchens voll Wasser die Hände und nahmen auf den Teppichen und Webstoffen Platz. Auch Josef von Arimathäa und Veronika, seine Schwester, waren dazu gekommen. Sie hatten Lukas mitgebracht, einen Arzt, der eng mit Veronika zusammenarbeitete und des Öfteren mit Jesus unterwegs gewesen war.

Lazarus, der Hausherr, begrüßte alle, lud alle zum gemeinsamen Gebet ein und machte danach den Vorschlag, dass im Anschluss jeder berichten sollte, was ihn bewegte. Josef von Arimathäa, der sich gewohnt war in solchen Runden den Sabbat zu feiern, stand auf, um sein Wort an uns zu richten, so wie es auch im Hohen Rat üblich war: «Meine Brüder, meine Schwestern, es ehrt uns, dass ihr bereit seid, mich und meine Schwester in euren Kreis aufzunehmen, nach allem, was passiert ist. Es ehrt uns, dass wir diese Stunde mit euch sein dürfen, nach allem, was hinter uns liegt. Seid versichert, auch uns erfüllen der Verlust unseres Rabbis und die Schreckenstage in Jerusalem mit großer Trauer. Ich gelobe, ich habe alles, was in meiner Macht stand, versucht, um zu verhindern, was passiert ist.» «Josef, wir danken dir für deine Bekundungen, doch unser Meister war es selbst, der diesen Weg gewählt hat. Er hat damit eine Aufgabe erfüllt und wurde dadurch zum Erlöser!», hatte ihm Johannes geantwortet, der ebenso aufgestanden war. «Du sprichst Wahrheit, mein lieber Bruder, so steht es in den Schriften geschrieben. Und doch bleibt das Gefühl in mir, zu wenig getan zu haben. Ich trage es seit dem Tod des Heilands wie eine schwere Last in mir.», erwiderte Josef, sichtlich erfüllt von seiner Schuld, die ihm niemand vorwarf, doch die er sich selbst nicht vergeben konnte. Nun stand auch Matthäus auf und sagte: «Er hätte dir vergeben! Jesus wusste auch, dass Judas Ihn verraten würde und trotzdem hat Er ihn an Seiner Seite aufgenommen.» Zebbedäus war offenbar beeindruckt davon, dass ein Mitglied des Hohen Rates sich bei ihm bedankte: «Sei willkommen in unserer Runde, mein Bruder, an dem Tag, an dem wir gemeinsam Gott gedenken wollen.» Nun fand auch Simon Petrus Worte: «Ich möchte euch mitteilen, dass sich etwas in mir verändert hat, seit ich Jesus das letzte Mal gesehen habe. Wie einige von euch wissen, habe ich Ihn nach Seiner Kreuzigung dreimal verraten. Ich, der Ihn so geliebt hat! Er hatte es mir prophezeit, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Meine Feigheit war größer als meine Liebe zu unserem Meister. Dieser Verrat lag auf mir wie ein schwerer Stein und wenn ich ehrlich bin, wog er schwerer als der Verlust unseres Meisters. Ein brennender Schmerz lag auf meiner Brust und ich habe mir geschworen, Jesus nie wieder zu verraten, auch wenn es mich das Leben kosten würde. Als ich vor wenigen Tagen auf dem Fischerboot stand und Ihn im Greis, der am Ufer stand, wiedererkannt hatte, wusste ich, dass Er mich nie verlassen würde. Seine Frage, ob ich Ihn lieben würde, war für mich, als würde ich eine neue Chance bekommen, nachdem ich mit meinem Verrat die erste in den Wind geschlagen hatte. Was immer auch kommt, ich werde diese Chance nutzen, denn ich bin unendlich dankbar, sie erhalten zu haben.» Josefs Aufrichtigkeit hatte Petrus offenbar geholfen, sich uns anderen gegenüber zu öffnen. Josef schien mit seiner Ehrlichkeit einen Bann gebrochen zu haben, denn nun stand auch Thomas auf und richtete das Wort an uns: «Ich war enttäuscht, dass ich nicht dabei war, als Jesus sich euch allen zum ersten Mal gezeigt hatte. Ich hatte das Gefühl, dass Er mich nicht gleich liebt, wie euch anderen. Dass Er mich dann, bei seinem nächsten Erscheinen, direkt angesprochen hat, mich bei meinem Namen nannte, und meinen Zweifel aufgenommen hat, war Balsam für meine Seele. Ich habe seitdem ein anderes Gefühl in mir. Ich fühle mich gestärkt, Ihm näher als je zuvor!» Auch der schweigsame Bartholomäus meldete sich: «Ihr alle wart Ihm immer näher als ich. Ich fühlte mich oft als der, der mitlaufen durfte und von euch irgendwie geduldet war. Ihr wisst, durch meine Zeit beim Täufer bin ich etwas anders geprägt, als die meisten von euch und viele meiner Ideen passen nicht zu euren. Oft war ich etwas im Abseits und war nur über Simon Kleophas mit euch verbunden. Doch dann war ich einer der wenigen, die Jesus bei Seinem ersten Erscheinen wirklich gesehen haben! Ich habe Ihn gesehen, gleich beim ersten Mal, als Er mitten in unserem Raum stand! Ein Wunder! Als ich dann erfahren hatte, dass nicht jeder Ihn gesehen hatte, hat sich meine Verbindung zu Jesus verstärkt. Ich, der Zelot, durfte Ihn sehen! Ich durfte Ihn sehen, obwohl einige seiner treuesten Jünger Ihn nicht sehen konnten! Er ist dadurch mehr denn je zu Meinem Meister geworden!» Es wurde kurz still im Raum und mir wurde bewusst, dass diejenigen, die Jesus nicht hatten sehen können, in ganz besonderer Weise denjenigen einen Dienst erwiesen, die Ihn sehen konnten. «Ein Dienst der Demut.», dachte ich. Andreas durchbrach mit einem Räuspern die Ruhe im Raum. Er erhob das Wort: «Als wir in unserer alten Heimat waren und ich sah, wie mein Bruder Petrus, nachdem er ein zweites Mal rausgefahren war, mit vollen Netzen zurückkam, war es für mich, als würde sich Jesus mir beweisen. Ihr wisst, ich habe dieses Wunder vor langer Zeit schon einmal mit Ihm erlebt, und beim zweiten Mal, war es fast so, als würde Er mir persönlich dieses Wunder schenken. Ihr wisst, ich bin kein Mann der großen Worte. Ich war enttäuscht und wütend, nachdem Er gegangen war und ehrlich gesagt, hatte ich eigentlich vor, in Kapernaum zu bleiben, wieder als Fischer zu arbeiten und niemals mehr nach Jerusalem zurückzukehren. Doch nun ist Jesus auf Seine eigene Art und Weise zu mir zurückgekehrt. Es scheint mir, als würde Er nun mir die Frage stellen, die Er vor langer Zeit meinem Bruder auch gestellt hatte: ‹Willst du Menschenfischer werden? Dann folge Mir nach!› Und nun, wie ihr sehen könnt, ich bin hier!» Andreas lächelte verschmitzt. Seine Gesichtszüge wurden ganz weich dabei und ich versuchte mich daran zu erinnern, wann ich ihn je hatte lächeln sehen. Während ich darüber nachdachte, meldete sich Lukas zu Wort: «Ich bin von euren Erzählungen berührt, meine Brüder. Man spürt in euren Worten die tiefe Verbundenheit, die ihr mit Jesus habt. Er hat mir und Veronika in unserer Arbeit viel geholfen. Noch nie habe ich etwas so Wunderbares erlebt, wie mit Ihm Menschen zu helfen. Er hat in jedem Menschen mehr gesehen, als nur den Körper und ich bin Ihm für diese Sichtweise unendlich dankbar. Ich möchte diese Erkenntnis nie wieder missen.» Auch Veronika wollte sprechen: «Ich habe Seine Wunder gesehen, ich habe an Seiner Seite gelernt zu helfen und mit Gotteskraft zu wirken. Eine Gnade, die ich in meinem Herzen trage.» Nur mit großer Mühe konnte sie diese Worte von sich geben, bevor sie in Tränen ausbrach. Als sie sich wieder setzte, reichte Lukas ihr ein Tuch für die Tränen, dann stand Johanna auf: «Ihr wisst, ich habe, wie ihr alle, viel verlassen: Mein Haus, meine Heimat und meinen Stand unter den Vermögenden in Tiberias. Als Gattin des einflussreichen Statthalters unter euch zu leben und wie eine Bettlerin umherzuziehen, war nicht immer leicht für mich und manchmal habe ich mich auch dafür geschämt, vor allem dann, wenn wir in wohlhabende Häuser eingeladen wurden oder wenn ich gar von anderen erkannt wurde. Immer wenn ich mich schämte, spürte ich den Drang in mir, euch wieder zu verlassen, wieder in mein altes Leben zurückzukehren. Doch dann sagte ich mir immer: ‹Er hat dir dein Leben gerettet! Ohne Ihn wärst du nicht mehr. Hilf Ihm und unterstütze Ihn mit deinem Reichtum. Es soll Ihm an nichts mangeln. › Er sollte noch vielen anderen Menschen helfen können und ihnen das zuteil kommen lassen, was auch ich erlebte. Er sollte dabei versorgt sein, um für Seinen Dienst frei zu sein. Also blieb ich und teilte mit euch allen, was ich hatte. Ich dachte, ich helfe Ihm, ich unterstütze Ihn, doch ich sage euch: Er zeigte mir, dass das wahre Vermögen im Inneren liegt. Er zeigte mir, dass es mir daran mangelt, egal wie viel Geld ich hatte. Er zeigte mir, wo mein Mangel liegt. Ich schäme mich und gleichzeitig bin ich dankbar dafür. Er hat somit nicht nur meinen Körper gesund gemacht, Er zeigte mir dadurch, dass auch meine Seele geheilt werden will und ich werde mich darum bemühen. Die Wahrheit ist: Er half mir und Er unterstützte mich, zu keiner Zeit war es umgekehrt!» Offen und ehrlich stand auch Johanna zu ihrem inneren Verfehlen und steckte mit ihrer Aufrichtigkeit Susanna an, die neben ihr saß: «Ich träume von Ihm. Sehr oft. Und Er ist mir in meinen Träumen näher, als Er es mir je gewesen war. Er ist bei mir und dadurch kann ich so manches von dem, was Er uns lehrte, besser verstehen.», sie zögerte und es schien, als wollte sie noch etwas sagen, doch sie entschied sich dagegen und setzte sich wieder hin. Susannas Worte hatten mir bewusst gemacht, wie viel inniger und näher die anderen Jesus jetzt wahrnahmen, verglichen mit der Zeit, als Er noch lebte. Es schien, als wäre es ihnen erst jetzt richtig möglich, sich ganz auf Ihn einzulassen, nicht auf Ihn als Menschen, sondern auf Ihn als das, was Er war: Meister, Rabbi, Erlöser. Sie hatten Ihn zwar immer so genannt, doch es war als würden sie erst jetzt langsam verstehen und anfangen zu begreifen, wer Er war und was Er uns gelehrt hatte. Langsam dämmerte die Erkenntnis in ihnen. Zu sehr waren sie davor damit beschäftigt gewesen, darüber zu urteilen, was Er in ihren Augen und nach ihrer Vorstellung falsch oder richtig machte. Sehr oft wurden Seine Entscheidungen angezweifelt oder hinter Seinem Rücken darüber debattiert, ob Er noch ganz bei Verstand war. Ich beobachtete, dass Er gerade dann die größten Wunder vollbrachte. Als würde Er spüren, dass sie unsicher wurden und Beweise brauchten. Es wurde mir bewusst, dass sie nun Jesus viel näher sein konnten als zu der Zeit, als Er unter uns war und auch, wie privilegiert ich gewesen war, Ihm so nahe zu sein.

Als Seine Gefährtin war ich dem Menschen Jesus nahe und konzentrierte mich auf die Inhalte Seiner Aussagen, das tiefere Verständnis, die zweite Ebene. Ich wollte alles wissen über die Seelen- und Geistzusammenhänge, und sehr oft hatte ich dadurch die anderen gestört, die nicht verstehen und nachvollziehen konnten, was mich beschäftigte. Es war mir nicht bewusst gewesen, dass ich dadurch in gewisser Weise ein Hindernis für die anderen gewesen war und sie sich durch mich ausgeschlossen fühlten. Niemals hatten Jesus und ich unsere Nähe offen gelebt oder gezeigt. Vielmehr war es eine seelisch-geistige Nähe, eine Verbundenheit, die ohne viel Worte und ohne viel Aufsehen auskam. Je länger ich darüber nachdachte, umso schuldiger fühlte ich mich, bei dem Gedanken, den anderen Nachfolgern im Weg gestanden zu haben. Vielleicht hätten sie schon viel früher erfassen können, wenn ich nicht gewesen wäre, wenn ich sie besser verstanden hätte? «Oh Herr es tut mir leid, es tut mir so leid, dass ich dies nicht sehen konnte! Bitte vergib mir!», sprach ich in mein Inneres. Tränen strömten über meine Wangen, als ich aufstand und sagte: «Ich bin so berührt von euren Erzählungen und dankbar darüber, dass ihr Ihm so nahe sein könnt. Es ist das Wunderbarste und Erfüllendste mit Ihm zu sein! Ich bin so dankbar, dass ihr alle dies fühlen könnt und es tut mir leid, wenn ich dem im Wege gestanden habe. Ich sehe erst jetzt, was möglich gewesen wäre.» Ich zitterte, als ich mich langsam wieder hinsetzte. Es war nicht mein Körper, der bebte, es war die Seele, die durch meine Ergriffenheit anfing zu schlottern. Ich hatte es verstanden. Ich sollte Ihn loslassen, alles, was ich von Ihm hatte, die Nähe, die ich unbedingt festhalten wollte, zurückgeben. Ich bat in meinem Inneren um Vergebung, denn unser Herr und Meister, unser Rabbi, Jesus Christus, Er sollte für alle da sein! Menschlich hatte ich meine Wünsche und Ansprüche an Ihn schon lange zurückgestellt. Ich erhob keinen Anspruch an Ihn als Frau, doch auf der zweiten Ebene, der Seelenebene, die mir so wichtig war, musste ich nun schmerzlich erkennen, wie sehr ich an Ihm festhielt und Seine Nähe brauchte. Mir wurde bewusst, dass ich Ihn loslassen musste, dass ich Ihn ganz loslassen musste, nicht nur als Frau, auch als Seine Seelenverwandte, obwohl ich wusste, dass ich damit aufgab, was mir das Liebste war. Ich erinnerte mich an die Geschichte von Abel, der sein liebstes Lamm opferte und an die Geschichte von Abraham, der bereit gewesen war, seinen Sohn zu opfern, um Gott gehorsam zu sein. Es zerriss mir mein Herz in der Brust, als ich verstand, dass das Opfer zum Weg dazu gehörte. Ich erfasste, es war Teil des Weges, der zu Gott führt. Ich erinnerte mich der Worte, die Jeschu ganz am Anfang zu mir gesagt hatte: «Auch Ich fühle Mich dir nahe und glaube Mir, der Mann Jesus würde sich nach deiner Liebe sehnen, doch siehe, wenn wir die Liebe Gottes geben wollen, werden wir die menschliche Liebe opfern müssen. Ich tue dies für dich und Mich. Und wenn du stark genug bist, wirst auch du dies können, Maschu, denn du bist stark!  Ich teile mit dir alles, was Ich habe, doch meine Liebe als Mensch kann und darf Ich dir nicht geben! Das kann Ich nicht! Es würde alles zunichte machen, wofür Ich gekommen bin! Du wirst verstehen, Maschu, irgendwann wirst du verstehen, dass es auch Mir das Herz zerreißt, dich so verletzen zu müssen.» Er strich über mein Haar und gab mir einen Kuss auf mein Haupt, ich sah, dass auch Er Tränen in Seinen Augen hatte. «Verstehe, dass Ich dir so näher bin, als Ich es als Mensch je hätte sein können.»

Ich hatte damals nicht verstanden, was Jeschu mir sagen wollte. Es anzunehmen dauerte lange, und ich hatte deshalb viele innere Kämpfe, rang mit mir und wollte die Jünger einige Male verlassen. Doch ich fühlte, dass da mehr war, als ich erfassen konnte und ich versuchte zu akzeptieren, dass unsere Liebe eine andere war. Nach und nach hatte ich mich damit abgefunden und Ihn auf Seinem Weg an seiner Seite begleitet. Das Einzige, was von der menschlichen Nähe blieb, war dass ich Ihn «Jeschu» nannte.

Nun saß ich in diesem Versammlungsraum und verstand erst nach Seinem Tod, zum ersten Mal, dass immer, wenn ich Seine Nähe suchte und Er sie mir verwehren musste, es auch Ihm das Herz zerrissen hatte, und auch dafür entschuldigte ich mich in meinem Inneren. Ich konnte mir nicht vorstellen, welches Opfer es für Ihn gewesen sein musste, doch Er hatte es, wie alles, was Er tat, für alle anderen getan. Er hatte es dafür getan, dass Er Seinen Weg hatte gehen können, und ich verstand erst jetzt, wie viel größer diese Liebe war, die sich nicht auf einen Menschen konzentrierte, sondern alle miteinschloss. Wie klein war dagegen meine Liebe, mit der ich Ihn geliebt hatte. In Anbetracht dieser Erkenntnis war ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob ich das Liebe nennen durfte. Es erschien mir zu gering dafür. Tief berührt erinnerte ich mich Seiner Worte: «Ich werde dir zeigen, was Liebe ist, Maschu. Glaube Mir, du wirst lange nicht verstehen, und wenn du verstehst, Maschu, dann wirst du wie eine Mutter Meine Kinder stillen und Meine Frucht nähren, mehr als du es als Mutter Meiner leiblichen Kinder je hättest tun können. Vertraue mir Maschu, oh, vertraue mir.» Er hatte mich dabei in Seinen Armen hin- und hergewiegt. Es legte sich ein fast unerträglicher Schmerz auf meine Brust, und doch legte ich innerlich meinen Liebsten auf den Altar. Ich opferte Ihn und alle Nähe, die ich zu Ihm hatte. Ich ließ Ihn ganz los und gab Ihn zurück in des Vaters Hände.

Dieses Ringen in mir kam mir vor, als würde es eine Ewigkeit andauern. Es fühlte sich an, als wäre ich mehrere Stunden kilometerweit weg gewesen, doch offensichtlich waren es nur wenige Augenblicke gewesen.  Als ich wieder zu mir kam, hörte ich die Stimme von Maria, durch die der Herr Seine Stimme mächtig erhoben hatte: «Ich bin alle Tage mit euch und bei euch! Ich, Christus, der Gesalbte, werde euch führen und begleiten, durch die kommende Zeit, die eure Zeit sein wird! Ich bin euch den Weg vorausgegangen. Ich habe damit eine Schneise geschlagen. Nun werdet ihr Mir nachfolgen und euch herausarbeiten aus der Illusion der Welt, euren menschlichen Meinungen und Vorstellungen! Mein Reich ist nicht von dieser Welt! Lasst euren Menschen hinter euch und tretet ein in die Seelenebene, in der ihr mit Mir verbunden seid! Ans Kreuz geschlagen, in Meiner Todesstunde, hinterlegte ich mit der Vergebung, in allen Seelen ein Lichtpotenzial, einem Funken gleich, der schützt, vor der absoluten Dunkelheit. Nun liegt es an jedem Menschen selbst, diesen zu entfachen und Licht werden zu lassen oder weiterhin im Dunkel der Nacht und der Welt dahin zu vegetieren. Ihr jedoch, seid Meine Erwachten, Ich habe euch erleuchtet! Als Eingeweihte und Zeugen wird euch eine besondere Kraft zuteil. Der Heilige Geist, euer Geistpotenzial ist in euch, durch eure Treue zu Mir, freigelegt worden. Der Damm ist gebrochen und wird euch, so ihr dies wollt, jederzeit die Verbindung zu Mir und der geistigen Welt ermöglichen. Es ist ein Kanal in euch, einem Flussbett gleich. Gebt acht auf diesen, euren Kanal, auf dass er nicht zum Rinnsal wird oder gar austrocknet! Denn dann werdet ihr dürsten müssen und euch nach Meinen Worten verzehren, so sehr, dass ihr durch falsche Propheten in die Irre geleitet werden könnt! Doch Meine Schafe kennen Meine Stimme und so sie sich an Mich wenden und Mir vertrauen, werden sie in Ihrem Inneren wieder zu Mir finden. Schützt also die besondere Gnade, die euch zuteil wird, und teilt das Lebenswasser aus, um den Durst der Menschheit zu stillen! Als Meine Apostel tragt ihr es in alle Völker und Nationen, denn Ich stehe mit einem Fuß im Himmel und den anderen habe Ich auf die Erde gesetzt, und Ich werde ihn nicht von ihr nehmen, bis jede Seele den Weg zum Vater, zurück ins Haus Gottes, gefunden hat. Ich bin der Hirte, der jedem verlorenen Schaf nachgehen wird. Ich bin bei euch, mit euch, alle Tage! Lasst euch mit dem Strom des Heiligen Geistes übergießen, wie bei einem Regen im Sommer! Er kommt über euch, und so ihr symbolisch mit ihm getauft werdet, lasst es zu, glaubt und vertraut! Denn Ich habe euch beim Namen gerufen und ihr seid Mir als Jesus nachgefolgt, habt als Jünger an Meiner Seite gestanden. Habt Dank dafür, Meine Brüder und Schwestern, habt Dank. Ich bin in euch und warte auf euch in eurem Seelengrund. Nutzet die Tage der Erhebung in den Heiligen Geist, der vom Himmel fließt, wie das Wasser, wenn es regnet. Denn es wird Dürre sein in der Menschheit, bis zu dem Tage, an dem Ich wiederkomme. So bewahrt Meine Stimme in euch, auf dass ihr Mir den Weg bereiten könnt, indem ihr für Meine Gerechtigkeit einsteht und indem ihr wisst, denn es ist in euren Seelen eingraviert: Ich bin bei euch, bei dem, der Mich beim Namen nennt. Ich verlasse euch nicht, Ich gehe jedem hinterher, der den guten Weg verlässt und reiche ihm Meine Hand! Macht ihr einen Schritt auf mich zu, komme Ich euch mehrere entgegen. Ich danke Meiner Mutter, die Mich geboren hat im Schmerz, und diesen Schmerz nie mehr los geworden ist. Sie hat Mich durch Meinen Erdengang begleitet, ohne ihre Bereitschaft wäre es nicht möglich gewesen. Sie ist die Schmerzensmutter, die mit Mir die Seelen trägt, bis ans Ende aller Tage. Es ist ihr Los und ihre Aufgabe. Dies ist in ihrer Seele eingraviert, sie wird es in sich tragen, bis zu dem Tag, an dem sie Mich wieder gebären wird im Geiste und Meinem Kommen den Weg bereitet. Der Himmel wird ihr Zeuge sein und sie auf ihrem Weg begleiten. Es wird dies die Zeit sein, in der das Lamm wieder zum Mutterschaf wird und bereit ist dazu, die Kinder zu stillen, denn sie werden es bitter nötig haben! Es gibt noch so vieles zu sagen, doch ihr würdet nicht verstehen! Mein Geist wird durchgetragen werden durch alle Zeiten, doch dann wird der Euphrat versiegen und es wird Dürre sein. Mein Wort wird ausgegossen werden über vielen Menschen, wie ein Wasser der Gerechtigkeit, unendlich, wie ein Fluss, der nicht versiegt. Mein Kommen wird dadurch vorbereitet sein, durch die Wiederkunft in Meinem Wort, das über viele Münder ausgegossen wird. Es wird die Wahrheit bringen und Meiner Ankunft vorausgehen, und es wird sein, wie es in dieser Zeit war, als der Täufer Mir den Weg bereitet hat. Dann werde Ich euch in die Wahrheit einführen, denn dann werdet ihr bereit sein dazu, wie ein Ertrinkender, der nach Luft ringt. Shalom, Meine Brüder, Shalom, Meine Schwestern! Bewahrt Mich in euren Herzen. Ich bin allezeit bei euch und will mit euch gehen! In Frieden bin ich gekommen und in Frieden gehe Ich von euch. Die Einweihung eurer Seele findet statt, der Heilige Geist ergießt sich, und danach werdet ihr andere sein! Eine Neue Zeit bricht an, es ist eure Zeit!»

Mein Körper bebte, meine Seele schlotterte und Tränen über Tränen liefen über meine Wangen. Ein warmer Schauer lief durch meinen Körper und ich nahm wahr, wie zwei Lichtwesen etwas über mich stülpten. Es war ein weißes Kleid, das silbern glitzerte, es war hell und durchleuchtend. Als ich mich umsah, sah ich, dass auch die anderen weiße Kleider trugen und neben jedem von uns zwei oder drei Lichtwesen standen. Ich wusste, von nun an würden wir alle verstärkt begleitet werden und ich konnte kaum glauben, was mit uns passiert war. Ehrfürchtig dankte ich dem Herrn in Meinem Inneren, und schloss meinen Dank mit einem Gebet, denn meine Ohren hatten gehört und mein Herz hatte verstanden. Ich beendete meinen Dank mit den Worten: «Ja Christus, ich liebe Dich aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele. Lass meinen Menschen stark werden, meine Seele wachsen und meinen Geist reifen, vom Lamm zum Mutterschaf, auf dass ich Dir dienen kann. So ist es, so sei es und so werde es.»

AM ANFANG

 

«Ich war in tiefer Trauer, noch im Schmerz des Erlebten und gleichzeitig, obschon zum wesentlich kleineren Teil, erfasst von dem großen Geschehen. Jesus hatte uns in alles eingeweiht und uns gesagt, dass es so kommen würde. Er würde am Kreuz sterben.»