Verlust

Verborgenes Leben, 4. Dezember 2023
17 Jahre alt

Wie eine dunkle Wolke lag der Tod meines Bruders über unserer Familie. Die Stimmung wurde schwer, die Unbeschwertheit war dahin, als hätte er, der freudige Theddy, das Lachen mitgenommen, als er von uns ging. Alle wurden ernster und mein Vater, zunehmend müde, vom Lebenskampf ermattet, geschwächt, erkrankte immer öfter. Deshalb entschieden sich meine Eltern, ihr Hab und Gut zu verkaufen und aus dem Erlös eine neue Existenz für meine Mutter aufzubauen. Bei der Auflösung des Inventars und dem Verkauf der Tiere, erlebte mein Vater ein weiteres Mal einen herben Schlag: Statt angemessene Preise zu bezahlen, kamen bei der Versteigerung Hab und Gut billigst unter den Hammer, weil sich die Interessenten und Händler zuvor abgesprochen hatten und deshalb keine Angebote machten, die den Preis in eine angemessene Höhe geführt hätten. Mein Vater war enttäuscht, denn es waren jene, die vorher mit ihm Geschäfte machten, die ihm jetzt in den Rücken fielen. Selbst der Appell des Versteigerers, doch bitte fair zu sein, beeindruckte die Käufer nicht. Sehr enttäuscht über die Menschen, steckte mein Vater den Verrat und Verlust ein, er klagte und haderte nicht. Er wurde noch wortloser, noch stiller. Doch gottesfürchtig ist er auch in diesen schweren Tagen der Ungerechtigkeit geblieben; er mochte nicht kämpfen, er mochte nicht beschuldigen, doch er war gebrochen, in seiner Ehre und Würde gebrochen.

Ich habe meinen Vater nie so verletzt, enttäuscht und am Boden zerstört gesehen. Er war nun gesundheitlich noch mehr angeschlagen, er hatte ein Leben gelebt, das ihm immer wieder harte Schläge versetzte, es war, als ob er nach diesem letzten Schlag nicht mehr auf die Beine kam.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»