Kleine Kapelle

Verborgenes Leben, 02. April 2024

Ich träumte von einem Sonntagsgottesdienst. Ich hatte mich laut gemeldet und protestiert: «Nein, was geschieht da? Das stimmt so nicht! »

Entschlossen stand ich von meinem Platz auf, musste die Kirche verlassen, denn ich bekam keine Luft und mir wurde übel. Die Kirche war verstaubt, modrig und die Menschen schienen ohne Leben, wie Marionetten! «Seht ihr nicht? Hört ihr nicht? Versteht ihr nicht?» Ich versuchte im Traum die Menschen aus ihrer Lethargie zu holen, doch es war sinnlos, ich musste an die frische Luft, ich verließ das Kirchenschiff, ich musste es verlassen. Mit dem Verlassen der Kirche, des Gebäudes, endete der Traum.

Ich wandte mich vom äußeren Glauben der katholischen Kirche ab und begann regelmäßig, wann immer ich es mir zeitlich leisten konnte, aber ganz besonders am Sonntagmorgen, eine Kapelle in meiner Nähe aufzusuchen. Die kleine Kapelle war für das Zwiegespräch mit Gott genau richtig.

Ich versuchte mein Bedürfnis nach innerer Einkehr zu verstehen und fand weitere Vorbilder im Glauben: Wer genau war Niklaus von der Flüe? Was bewog diesen Einsiedler seine Familie zu verlassen? Wer war seine Frau, wer waren seine Söhne und Töchter? Muss man seine Familie verlassen, um Gott zu finden und ihm zu dienen?

Manchmal vergaß ich die Zeit in diesen sonntäglichen Treffen mit Gott, was ich bei meinem Nachhausekommen deutlich in den Gesichtern meiner Familie sehen konnte, die auf das gemeinsame sonntägliche Familienessen wartete.

Besonders für Arthur war dies nicht einfach. Er wusste nicht, was mit seiner Frau geschah. War das noch normal, so fragte er sich sorgenvoll und wohin würde es führen? Er sah die vielen Menschen, die ihr vertrauten, er sah jedoch auch ihren Ernst, der ihm manchmal Sorgen bereite. Andererseits musste er sich auch eingestehen, dass er sich seine Frau mehr an seiner Seite gewünscht hätte. Auch wenn ihre volle Fürsorge ihrer Familie galt, so galt sie auch immer mehr vielen Menschen. Wenn er sie darauf ansprach, konnte er sich ihrer einfachen Argumentation – Werkzeug Gottes zu sein, zu helfen, wo Not war, zu geben, wo Hilfe nötig war – nicht verschließen. Sie machte Sinn und war schlüssig.

Und so begann er diesen Weg mitzutragen, gewöhnte sich daran, seine Frau und ihre gemeinsame Zeit mit anderen Menschen zu teilen.   

Viele Jahre später ließ Arthur von einem Künstler eine Tuschzeichnung dieser Kapelle malen. Dieses Bild zeigt die Wertschätzung und Achtung vor ihrem tiefen Glauben und Weg, der auch ihn, als ihr Gefährte, immer wieder von neuem forderte.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»