Meine Prozesse veränderten mich. Ich verließ alte Gewohnheiten und Traditionen, in die ich geboren wurde, trat noch tiefer in die Selbsterkenntnis durch die Aufforderung Jesu, die mir in der Bergpredigt gegeben wurde. Ich errang in mir Haltungen, die ich in vielen, vielen kleinen Schritten einüben und mir erringen musste. Meine Liebe zu Jesus wurde dabei immer größer, immer wichtiger, immer wahrer.
Vieles wurde mir zur Offenbarung, viele Rituale schlüsselten sich auf und in vielen Symbolen erkannte ich den tiefen Kern. Jesus wurde mir durch und auf diesem Weg mehr und mehr zu Christus, dem Auferstandenen, nicht fern von mir, ganz nah in mir.
Ich verstand die Kreuzigung neu, ich erfasste das Ostergeschehen und ich erlebte Auferstehung als große überwältigende Freude. Ja, ich glaubte, ich glaubte! Jesus lebt, Halleluja, Jesus lebt!
Als Zeichen dieser meiner Liebe trug ich eine kleine hellblaue Anstecknadel mit den Worten «Jesus lebt!» Es war ein Bekenntnis für meinen Glauben, ein Zeugnis, wie vertraut mir Jesus inzwischen war. Je mehr ich ihn erkannte, sein Leben in mir aufnahm, je größer wurden meine Achtung, mein Glaube und meine Liebe zu ihm; umso mehr wollte ich ihm und seiner Lehre genügen.
Je mehr der Glaube in mir lebendig wurde, umso mehr wünschte ich mir mehr Lebendigkeit, mehr Freude, mehr Geist in der Kirche. Ich spürte und sah, wie wenig dieser Geist, wie wenig Glaube rüber kam in den Gottesdiensten, es war alles zur Gewohnheit geworden, daran änderten auch die Reformen nichts, die in der Kirche eingeführt wurden. «War es zu spät? », so fragte ich mich, «würden sich die alten Strukturen aufbrechen lassen, um dem frischen Wind des Geistes Platz zu machen?» Ich hatte mitgeholfen, mich engagiert, hatte in Familiengottesdiensten die Kinder gelehrt, den Gottesdienst als Freude und Fest zu sehen.
Doch war es so? War es für den Pfarrer ein Fest? War es für die Kirchgänger ein Fest, ja, ein tiefes inneres Bedürfnis, in den Gottesdienst zu gehen? Oder war es zur Gewohnheit und Pflichterfüllung geworden?
Ich suchte Gesprächspartner für meine Gefühle, doch jene, die ich ansprach, waren meinen Fragen gegenüber wortlos – Pfarrer, Klosterbrüder nahmen mich nicht wahr, meine Ernsthaftigkeit und Not nicht ernst.