Du wolltest doch

Verborgenes Leben, 21. Februar 2024
 

Unser Sohn Patrick war eher schüchtern, deshalb förderten wir ihn in den Alltäglichkeiten. Auch im Kochen durfte er sich ausprobieren und fand Spaß daran, kreativ zu sein und kochte gerne an meiner Seite mit. Es war mir wichtig, meine Kinder in die Selbständigkeit und in die Eigenverantwortung zu führen, im Bewusstsein, dass ein gesundes Selbstvertrauen dem Leben gegenüber wesentlich ist.

Als er sich darüber beklagte, dass wir abends ohne ihn weggingen, nahmen wir ihn beim nächsten Mal mit. Wir mussten im Dorfrestaurant ein Essen für den Turnverein bestellen und das gestaltete sich für den Sechsjährigen äußerst langweilig. Er war müde und wollte nach Hause. Immer wieder legte er seinen Kopf auf den Tisch, doch wir ermunterten ihn und sagten: «Du wolltest doch mitkommen, jetzt bist du dabei.» So lernte er, dass nicht nur sich nicht an die Regeln zu halten Konsequenzen hatte, sondern auch das, was er sich wünschte. Der Wunsch stellte ihn in eine Pflicht.

Ich teilte meine Erfahrungen gerne mit anderen Müttern, wir tauschten uns über Erziehungsfragen aus, kein Kaffee-Tratsch, sondern Arbeit an uns selbst, um den Kindern gerechter zu werden, ihnen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Daraus entstand eine Selbsthilfegruppe von zwölf Müttern, welche sich regelmäßig traf, in der Erziehungsprobleme besprochen wurden und man einander weiterhalf.

Gleichzeitig widmete ich mich meinem Amt als Präsidentin des Damenturnvereines. Es entstanden neue Gruppen, deren Leitung ich zuerst selbst übernahm: das Mutter-Kind-Turnen, welches zum Treffpunk junger Mütter wurde, ebenso wie das Turnen für Mädchen, das es in drei verschieden Altersgruppen gab. Und für Frauen in meinem Alter, die sich gerne zu flotter Musik bewegten, die neu eingeführte Jazztanz-Gruppe, auch eine Gruppe für Ältere wurde ins Leben gerufen. Das Seniorenturnen wurde schnell zur beliebten Institution im Dorf und sorgte für Beweglichkeit und Agilität der älteren Dorfbewohner. Ich versuchte die unterschiedlichen Talente zu fördern, unterstützte den Nachwuchs und übertrug nach und nach die Verantwortung in den verschiedenen Bereichen. Der Verein vergrößerte sich in dieser Zeit um das Dreifache und bot den vielen neu Zugezogenen, meist junge Familien, schnellen Anschluss, ein Gefühl von Zugehörigkeit, von Heimat. Jahreshöhepunkt war jeweils der Turnerabend, an dem sich jede Sparte des Vereins von den kleinen Kindern des Mutter-Kind-Turnens, bis zu den Senioren mit einer Darbietung auf der Bühne beteiligte.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»