Es war mir wichtig, den Anforderungen der Gemeinschaft zu genügen, ich sah in den Regeln trotz allem auch eine Fürsorge und Hilfe, eine neue Lebensform. Also begab ich mich auf die Wohnungssuche, einen Platz in einer Wohngemeinschaft zu finden. Dabei sah ich in viele Wohnungen, sah in viele Situationen, in denen Glaubensgeschwister lebten und ich war entsetzt. Ich konnte nicht verstehen, wie das möglich war, wie es sein konnte. Ich kam mir vor, wie der kleine Lord, der die Zustände, in denen die Arbeiter lebten, sah. Mein Blick richtete sich dabei auch auf die Prophetin und Führerin der Glaubensgemeinschaft und ich fragte mich: Was ist da los? Weiß sie das? – Ich hatte keinen Vorwurf, ich hatte nur Erbarmen. Ich sah, dass keine Zeit, keine Freude und auch kein Geld da waren, um sich schön einzurichten. Ich sah auch die Brüder ohne Frauen, die mit dem Ordnung Halten überfordert waren. Ich weiß, es gab auch andere, die sich sogar einen gewissen Luxus leisten konnten, doch mir wurden diese traurigen Seiten gezeigt.
Nachdem ich viele ungeeignete WG-Angebote zu Gesicht bekommen hatte, las ich ein ganz kleines Inserat in einem Aushang: Es war ein Haus und es fühlte sich gut an, war auch gar nicht so teuer. Unverzüglich machte ich mich auf die Suche, fuhr in das Dorf, das angegeben war. Im sehnlichen Wunsch, der Gemeinschaft zu genügen und einen Ankerplatz zu finden, begleitete mich diese Bitte, in meiner Suche nach einem Zuhause. Ich fuhr in diesem Dorf unschlüssig umher, doch fand keinen Hinweis auf ein Objekt, das zu der Beschreibung passen wollte. Dann sah ich ein Paar, es hatte gerade den Rasen gemäht und räumte die Geräte in die Garage. Ich sagte: «Das ist ja ein wunderbarer Garten, so schön gepflegt und mit der tollen Aussicht.» Ich schaute wie verzaubert einem Schiff zu, welches gerade in die Schleuse fuhr und war von dem Ausblick auf den Fluss und die Schleuse, den man von diesem Garten aus hatte, total angetan und begeistert. Erst nach einer Weile kam ich zu meiner Frage zurück und fragte, ob sie etwas über ein Haus, das hier zu vermieten wäre, wüssten. Der Mann lächelte mich an und meinte: «Ja, das wissen wir.» – «Wo finde ich das?» – «Sie stehen mittendrin!» Ungläubig schaute ich die Beiden an: «Es ist dieses Haus?» Die Beiden nickten mir zu und ich konnte es nicht fassen, schaute nun auch das Haus genauer an und durfte es gleich besichtigen. Sieben Zimmer gehörten zu diesem Haus, alles sauber und schön, ich war angetan, begeistert und der große Anker im Hof, berührte mich noch einmal besonders, ja, er füllte meine Augen mit Tränen. Ein Zeichen, es war ein Zeichen, nur Jesus und der Vater im Himmel hatten mein Gebet gehört, in dem ich um einen Ankerplatz bat.
Berta war einige Tage in Deutschland und sie fragte mich, ob ich ihr das Haus zeigen könne. Ich hatte zwei Tage zuvor der Vermieterin schweren Herzens absagen müssen, da sich potenzielle Mitbewohner überraschend zurückgezogen hatten und ich allein die Miete nicht aufbringen konnte. Es war eine helle Mondnacht und als wir dem Haus näherkamen, gingen plötzlich die Lichter rund um das kleine Häuschen an. Berta war berührt vom Haus, vom Anker und auch von dem großen Garten und sagte mir, da sei sie gerne dabei. Sie würde helfen, einen Teil der Miete übernehmen, und hätte so, wenn sie nach Deutschland auf Besuch käme, immer einen Ort, um zu übernachten.
Am nächsten Tag rief ich die Besitzerin an und diese freute sich, dass ich nun doch das Haus mieten wolle. Sie hätte bereits einen weiteren Interessenten gehabt, dieser hätte sogar mehr Miete bezahlt, hatte sich jedoch nicht über den Garten gefreut, wollte die großen Bäume am liebsten fällen lassen. Das kam für sie nicht in Frage, sie wollten jemanden, der sich am Garten freute.
Ich wollte Offenheit und saubere Verhältnisse und sagte auch, dass ich zur ansässigen Glaubensgemeinschaft gehöre, die in der Bevölkerung als Sekte galt, auch das war für die Vermieter kein Problem.