Der Gegenspieler Gottes

Verborgenes Leben, 12. Februar 2025

So wie ich es schon einmal erlebt hatte, waren es wiederum Träume, diesmal Albträume, die eine Situation heraufbeschworen, die nur schwer zu ertragen war. Ich kämpfte gegen eine Übermacht, war in großer Not, in der ich eine Art Vergewaltigung erlebte, die jedoch nicht körperlich, sondern mehr seelisch war. Ich lag nach einem dieser nächtlichen Kämpfe schweißgebadet in meinem Bett und sah eine große, dunkle Schattengestalt. Sie kam durchs Fenster herein, durchquerte das Zimmer und verschwand im Kleiderschrank, kam zurück und schaute mich frech und herausfordernd an, dann verschwand sie durch die Fenstertür, so wie sie gekommen war. War es noch Traum oder war es Wirklichkeit? Ich verband diese Figur mit jener, die im Traum gegen mich kämpfte und gegen mich angetreten war.

Diese Begegnung in meinem Zimmer mit der Schattengestalt machte mir Angst. Wurde ich verrückt? Welche Macht kämpfte mit mir? Ich hatte nicht für die armen Seelen gebetet, das war auch keine; vielmehr trat die Gestalt angriffslustig und kämpferisch auf und wollte mich bezwingen. Wer wollte mich bezwingen? Der Teufel? Glaubte ich an ihn? Gab es ihn überhaupt?

Ich war mir nicht sicher, doch ich spürte eine große Kraft, die sich gegen mich zu stellen schien. Wer spricht in mir? Welche Stimmen führen mich? 

Ich erkannte die Stimme des Ungenügens in mir, sie machte mich klein. Die Stimme des Versagens bestätigte das Ungenügen und machte mich schwach. Und die Stimme des Verrats nahm mir die Würde und die Ehre. Ich selbst hatte diese Stimmen in mir aufgenommen und ihnen geglaubt. Diese Stimmen hatten das Kommando in mir und hatten mich fest im Griff. Die Stimmen waren überzeugend, eindringlich, vernünftig und logisch. Über sie wurde ich beeinflusst und manipuliert. Diese Erkenntnis traf mich und zeigte mir, dass ich mich in einem Teufelskreis befand, in dem mein Inneres verschmutzt wurde. Diesen Schmutz wollte ich loswerden, ein für alle Mal.

Entschieden stellte ich das, was mir bewusst wurde, aus meinem Haus, aus meinem Denken und vor die Seelentür. Ich nahm den neuen Bewusstseinsbesen wie einen Stahlbesen in die Hand und fegte energisch all das, was nicht in meine Seele gehörte, hinaus, nämlich alles, was ich mir selbst als Schwäche eingeredet hatte.

In einem Brief schrieb ich dieses Bedrängen, mit dem ich bearbeitet wurde:  «Wer bist du denn, dass du meinst, den Geist Gottes in dir zu spüren? Schau doch nur deine Fehler und Schwächen! Bestimmt bist du kein Werkzeug Gottes. Das ist Hochmut, meine Liebe, nichts als Hochmut.»

Ich stellte mit Entsetzen fest, welche fratzenhaften Bemerkungen sich in mir tummelten und sich nun gegen mich stellten. Wie sollte ich davon loskommen? Wie mich davon befreien? David gegen Goliath, so fühlte es sich an. Ich stand etwas Übermächtigem gegenüber, das mich mit allen Mitteln zu bekämpfen schien. «Jesus, Christus, hilf mir, bitte, bitte hilf mir! Erlöse mich von allem Übel und von allem Bösen!»

Nun verstand ich, dass durch die Stimmen und durch die Einflüsterungen sogar das Gute, welches ich mir in der Vergangenheit erkämpft hatte, verdreht und als Ungenügen und Versagen hingestellt werden konnte.

Ich nannte diesen Erkenntnis- und Bewusstseinsprozess «Teufelsaustreibung». Es war der Gegenspieler Gottes und es gab ihn. Ja, es gab ihn wirklich! Er hatte einleuchtende Argumente, er spielte in einer Liga, von der ich nichts wusste, die ich bisher nicht erkannt hatte und in der ich in meiner Naivität auch nichts Böses sah und sehen wollte.

Jesus, der Mensch, war mein Vorbild, ihm versuchte ich zu folgen. Doch nun erkannte ich meine eigene Erlösungsbedürftigkeit. Denn ich sah mich einer Macht ausgeliefert, der ich nicht gewachsen war. In mir begann etwas Neues: Die Beziehung zu Christus, dem Erlöser, erwachte. Ich begann Erlösung zu wünschen, Erlösung zu sehen und Erlösung zu verstehen. 

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»