Nachdem Nicole wieder eine gewisse Stabilität in sich gefunden hatte, zeigten sich in mir wieder und wieder Bilder des Abschieds und des Neuaufbruchs an meinem Seelenhorizont. Es war, als würde etwas in mir dämmern. Es war ein Ahnen, menschlich unverständlich und schwer zu beschreiben, noch schwerer zu teilen. Dieses Ahnen wurde zu einem inneren Ruf, dass die Seele weiterziehen muss.
Es war Samstag-Nachmittag und ich fragte mich, wo Arthur war, er war gegangen, ohne mir zu sagen, wohin er gehen wollte, doch das war ganz und gar unüblich, ist in unserer Beziehung nicht vorgekommen. Ich dachte zuerst, er sei einkaufen gefahren, doch dann schien mir diese Antwort nicht befriedigend, denn nun war er schon über drei Stunden weg und ich begann mir Sorgen zu machen. Nach dreieinhalb Stunden hörte ich die Haustür und, Gott sei Dank, Arthur trat wohlbehalten in das Haus. «Wo warst du?», fragte ich mit einem leisen Vorwurf. Er gab nicht gleich Antwort, schien sich zu überlegen, wie er es sagen sollte. Nach einer Weile sagte er: «Ich war in Zürich.» – «Aha, und was hast du da gemacht?» Jetzt war ich sehr gespannt. «Ich habe heute den Meditationskurs angefangen.» – «Was hast du?» Ich konnte es nicht fassen. Nie, nie hätte ich damit gerechnet!
Arthur hatte mit diesem Schritt seinen Weg, seine Spur aufgenommen, um mir zu folgen, um mich verstehen zu lernen. Ich sah darin seine Liebe zu mir. Eine Liebe, die nicht haben will, eine Liebe, die geben lernt. Zutiefst dankbar sagte ich: «Das ist aber schön!» Mehr gab es nicht zu sagen. Es bedurfte keiner Worte, es verstärkte die innere Vertrautheit zwischen uns und es fühlte sich für mich wie Treue an, wie das Bekenntnis: Ich komme mit dir, ich bleibe an deiner Seite.
Tief in meinem Herzen dankte ich Gott, denn mein Glaube forderte auch von Arthur alles ab und war nicht einfach für ihn. Er erklärte einmal unseren Freunden: «Bei uns ist das so: Maria steht auf einem Berg, sie erzählt, wie es dort ist und ich verstehe ihre Sprache nicht. Also begebe ich mich auf den Weg, diesen Berg ebenfalls zu besteigen. Wenn ich oben bin und weiß, was sie gemeint hat und ich mich freue, dann ist sie schon nicht mehr da. Sie steht auf dem nächsten Berg und winkt mir zu, spricht wieder in einer Sprache, die ich nicht verstehe und das Ganze beginnt erneut.»