Diskothek

Verborgenes Leben, 12. Mai 2024

Mitte der 80er-Jahre begann Zürich zum größten Drogenumschlagsplatz Europas zu werden, zu einem Treffpunkt für junge Menschen, die längst der Verführung der unbegrenzten Freiheit auf den Leim gegangen waren. Ich dachte auf der Suche nach Sinn, nach Tiefe, nach Wahrheit über den Wert von Leben nach. Welche Tragödie, wie viel Leid, welche traurigen Szenen spielten sich dort ab: So viele junge, kaputte Menschen, Hunderte von Drogentoten. Zürich wurde zu einem immer größeren Anziehungspunkt für die offene Drogenszene. Der Platzspitz Park neben dem Bahnhof wurde zu einem Schandfleck, zu einem Ghetto, in dem offen mit Drogen gehandelt wurde. Mich erschütterte das sehr und die Auswirkungen der Drogenszene erreichten auch den Vorort von Zürich, in dem wir lebten. Auch hier baute sich der Dunst auf, in dem junge Menschen, die sich da hineinbegaben, ihre Orientierung abgaben und der Verlockung, einer Illusion, nachgaben.

Mein Sohn Patrick war damals 15 Jahre alt, also im Alter, in dem eine große Gefährdung bestand, in dem Jugendliche mit Drogen in Berührung kommen können. Das wusste ich, da machte ich mir nichts vor, sondern stellte mir als Mutter diesbezüglich Fragen.

Als Patrick sich dafür interessierte, einen Ort zu schaffen, wo sich Jugendliche treffen und zusammen tanzen und feiern konnten, wurde das Vertrauen von uns als Eltern im besonderen Maß gefordert. Als er dafür uns um finanzielle Unterstützung bat, bekam er sie. Arthur sprach noch mahnende Worte, ich, als Mutter, bat um den Segen Gottes, bat Jesus um Schutz. Wir gaben ihm das Geld, und was noch viel kostbarer war, wir schenkten unserem Sohn Vertrauen.

Der einmal im Monat stattfindende Anlass fand großen Zuspruch und wurde zum Highlight der Jugendlichen in der ganzen Region. Die Aufgabe, die Führung einer Diskothek, in der sich zum Wochenende mehrere hundert Jugendliche zum Feiern trafen, erfüllte Patrick und seine Freunde mit viel Freude. Nun waren sie als Jugendliche gefordert, mussten einschreiten und jenen klar entgegentreten, die Drogen einschmuggeln und im Rahmen der Veranstaltung konsumieren wollten. Dadurch stand Patrick auf der anderen Seite, trat auf die Seite der Verantwortung – er und seine Freunde mussten diesen Anlass sauber halten. So traten sie in die Verantwortung für die jungen Menschen und übernahmen diese auch.

Verantwortungsbewusstes Handeln, das hatten wir als Eltern ihn gelehrt, doch keine Mutter, kein Vater weiß, was für einen Weg ihre Kinder einschlagen, welchen Weg sie wählen und gehen werden. Schon früh werden die Weichen dafür gestellt. Auch wenn manche Konsequenzen lieblos oder streng erscheinen mögen, gehören sie doch zum Fundament für das Wachsen in die Selbstverantwortung.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»