Pflanzenübung

Verborgenes Leben, 10. Juni 2024

In einer Pflanzenübung, die uns im Intensivkurs gegeben wurde, sollten wir in uns hineinhören, das war die Aufgabe. Ich suchte mir ein Bäumchen aus, es stand in voller Blüte, viele Bienchen summten herum und suchten die blauen Blüten ab, nach dem süßen Honig.

Ich nahm das Bild vom Bäumchen in mir auf, sah, dass das Bäumchen mit einem Stützpfahl gestützt wurde. Ich schloss die Augen und ich sah in meinem Bild unseren Sohn Patrick. Was hatte er damit zu tun? Ich war völlig überrascht. Wo stützte ich ihn? Bei was und warum? Ich verstand das Bild nicht, es erschloss sich mir nicht. Also erzählte ich in der nächsten IS, wie wir die Intensiv-Schulungen nannten, mein Bild. Die Frage des Schulungsleiters «Und wenn es gerade umgekehrt wäre? Wenn dein Sohn dich stützt?» Darauf wäre ich nicht gekommen, es gab mir eine neue Sicht, jedoch vorerst machte es noch keinen Sinn.

Doch ich wollte verstehen und suchte weiter die Antwort, die Erklärung und fragte mich immer wieder: Bei was stützt mich mein Sohn? Ich wollte ergründen, bat Jesus in meinem Inneren um Hilfe. Jetzt kam mir in den Sinn, wie sehr es mich schmerzte, als seine damalige Freundin unseren Familienverbund verlassen hatte. Sie kam aus dem Haus und ich fragte: «Gehst du schon wieder?» «Ja», sagte sie. Ich spürte, etwas stimmte nicht. «Und ich komm nicht wieder. Er hat mit mir Schluss gemacht.» Sie weinte, es tat mir so leid und ich hatte es nicht erwartet. Doch ich hatte nicht das Recht mich einzumischen, das war allein seine Entscheidung. Mir wurde bewusst, als ich darüber nachdachte, dass ich es nur schlecht annehmen konnte, als hätte sie auch mich verlassen, so fühlte es sich für mich an. Ganz und gar übertrieben, so sagte ich zu mir, doch, was steckte hinter meiner so intensiven Gefühlsbewegung? Meine heile Welt, in der ich glücklich war, hatte mit unserem Familientisch zu tun; je mehr dazu gehörten, umso zufriedener war ich. Wie damals, als wir noch alle im Familienverbund zusammen waren. Jetzt hatte ich verstanden, in meinem Familien-Programm, in meiner heilen Welt stützte Patrick mich – seine Freundin war ein Teil dieses Familienverbundes gewesen. In meinem Inneren bat ich alle um Vergebung, die ich auf diese Weise für mich und mein Bedürfnis missbraucht hatte. Es war nicht schlimm, keiner hatte darunter gelitten, ganz im Gegenteil, doch es war nicht sauber. Meine Motivation war nicht edel, dieses wurde mir bewusst. Zu dieser meiner heilen Welt gehörte auch die schöne Esstisch-Garnitur mit der gemütlichen Eckbank, die ich bei der Auflösung von Mutters Wohnung einfach nicht weggeben konnte, die ich in mein Zuhause holen wollte und auch holte, obschon sie nicht zu unserer Ausstattung passte. Jetzt konnte ich meine Gefühle verstehen, die Eckbank stand für mich auch für meine heile Welt, als noch alle Familienmitglieder zusammen an diesem Tisch saßen.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»