In Scherben

Verborgenes Leben, 17. Januar 2025

In einem Gespräch mit einem der Dorfbewohner, die die Ausbreitung der Glaubensgemeinschaft in der Region kritisch betrachteten, wurde ich einmal gefragt, was wäre, wenn das, was die Glaubensgemeinschaft vorgibt zu sein, gar nicht stimmen würde, wenn ich ausgenutzt würde und als billige Arbeitskraft nur zum Wohl einiger wenigen dienen würde und die Mitglieder Gutgläubige, jedoch in Wahrheit Belogene und Betrogene wären? Ich erwiderte dem Mann: «Es würde sich nichts ändern, ich habe aus tiefster Überzeugung gehandelt und es für Gott getan, dieses wird nicht missbraucht werden können. Ich fühlte mich nicht einer Gemeinschaft verpflichtet, ich fühlte mich Jesus, dem Christus, und Gott, dem Vater, verpflichtet. Und alle Menschen müssten ihr Handeln einmal vor Ihm verantworten. Ich anerkenne letztlich nur Gott den Vater und Jesus Christus als höchste Instanz an.» Der Gesprächspartner meinte, so eine überzeugende Antwort habe er noch nie erhalten und bedankte sich für die Offenheit, mit der ich ihm geantwortet hatte.

Im Äußeren der Gemeinschaft war immer noch Wachstum, doch im Innern lag das Werk in Scherben. Viele waren in den Scherben zu Verwundeten, zu Verletzten geworden. Wohin mein Blick sich richtete, sah ich Menschen, die sich duckten und vieles taten, um nicht negativ aufzufallen. Ich sah die Abhängigkeit, die auch durch den geringen Lohn gegeben war. Eine Glaubensschwester in meinem Arbeitsumfeld konnte sich kein Auto kaufen, als ihr altes nicht mehr zu reparieren war. Ich stellte mir Fragen in meinem Inneren, überlegte mir Wege, wie man helfen könnte und was zu tun wäre, um diese Notlage für Glaubensgeschwister zu verbessern. Was konnte ich tun? Ich teilte mein kleines Auto, den «Pfüdi», wie ich ihn nannte, mit ihr und gab meinen Zweitschlüssel an diese Arbeitskollegin ab. So konnte sie das Auto einfach nehmen, wenn ich arbeitete. Auch begegnete ich in Billigläden oft Glaubensgeschwistern, diese waren jeweils nicht freudig in ihrer Begrüßung, eher in einer Art Scham. Ich verstand sie gut, ging es mir doch ähnlich.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»