Ehemalige

Verborgenes Leben, 30. Dezember 2024

Eine Meinung war in der Glaubensgemeinschaft verbreitet und galt als Gesetz: Wer dem Werk den Rücken kehrt, der ist ein Verräter, der folgt dem Weg des Teufels und ist diesem verfallen und wird ihm weiter verfallen.

In nicht wenigen Fällen war das aus Sicht der Glaubensgeschwister schon geschehen: Jene, die sich abwandten, waren Geächtete, über sie wurde eine Art Bann verhängt. Sie sollten möglichst weit wegziehen und den Verbund der Getreuen nicht stören. Wie konnte eine Gruppe von sich sagen, sie wären Urchristen und gleichzeitig untereinander gnadenlos und unbarmherzig sein? Das alles konnte ich nicht verstehen, warum lehnte keiner lehnte sich auf, warum erhob keiner hatte seine Stimme, warum stand keiner dem Bruder, der Schwester in Ungerechtigkeiten, die vor aller Augen geschahen, zur Seite?

Im Zusammenhang mit meiner Tochter bearbeitete ich diese Vorgabe. Ich hinterfragte auch die Empfehlungen, die diesbezüglich gegeben wurden: Sich mit Ehemaligen nicht zu unterhalten und generell auf Distanz zu gehen. Geschwister, die das Werk verlassen, hätten den Bund mit Gott gebrochen und gehören nicht mehr zu der Bundgemeinde. Mein Gefühl war ein ganz anderes. Ich war immer schon verbindend gewesen und nun sollte ich trennen, richten und verurteilen? Wer hatte diese Vorgaben, diese Empfehlungen herausgegeben? Wer führte diese Gemeinschaft? Wer führte dieses Werk? Und wer unterstützte es? Es gab jene, die in den oberen Gilden Verantwortung trugen, die wussten, was hinter den Kulissen gespielt wurde, die dabei waren und mitmachten. Und es gab die Gutgläubigen, die alles entschuldigten, nicht sahen, ja nicht sehen konnten und wollten, was gespielt wurde. Es gab jene, die in ihrer Angst und Abhängigkeit hörig wurden, ohne eigene Meinung. «Kann es sein, Christus, kann es sein, sehe ich es richtig oder sehe ich es falsch?»

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»