Abrahams Opfer

Abraham: «Gott, Mein großer Gott, Du hast mir einen Sohn versprochen.»

Gott: «Und Ich habe Mein Versprechen gehalten.»

– «Ja, doch nun forderst Du sein Leben!»

– «Gehört es nicht schon Mir?»

– «Ich habe alles getan, um aus ihm einen guten Menschen zu machen.»

– «Das hast du.»

– «Ich verstehe nicht, was Du von mir verlangst, es macht keinen Sinn!»

– «Glaube und vertraue, auch wenn du nicht verstehst.»

– «Du sagtest doch auch, Isaak wird der Vater eines großen Volkes werden.»

– «Manchmal ändern sich die Pläne.»

– «Wie kann das sein, Du bist doch der mächtige Gott, wie kann sich Dein Plan ändern?»

– «Ich füge Mich dem freien Willen der Menschen.»

– «Ich habe mich stets bemüht, meinen Willen in den Deinen zu stellen.»

– «Ist das so? Stimmt das wirklich?»

– «Ja, das stimmt wirklich!»

– «Wirklich?»

– «Was habe ich getan, Mein Gott?»

– «Willst du es wissen?»

– «Ja, ich will es wissen.»

– «Wo ist dein Sohn Ismael, wo seine Mutter Hagar?»

– «Die beiden Frauen Sara und Hagar konnten nicht miteinander, es gab immer Streit!»

– «Und wer hat Hagar mit deinem erstgeborenen Sohn in die Wüste geschickt?»

– «Ich habe es getan, meine Frau Sara hat mich dazu gedrängt.»

– «Du sagst es, Abraham, und du hast dich drängen lassen.»

– «Muss ich deshalb Isaak opfern? Um es wiedergutzumachen?»

– «Es ist der Ausgleich, indem der Mensch fühlt, was er getan hat.»

– «Warum wusste ich es nicht?»

– «Du wolltest es nicht wissen!»

– «Stimmt, ich hatte deswegen immer ein schlechtes Gewissen.»

– «Weil es unrecht war und zutiefst unbarmherzig.»

– «Isaak zu opfern zerreisst mir das Herz.»

– «Hagar hat es auch das Herz zerrissen, Ismael wird bis ans Ende der Erdenzeit kämpfen.»

– «Kann ich das wiedergutmachen, kann ich Ismael helfen?»

– «Er ist der Sohn deines Eigenwillens, Ich habe dich nicht zu der Magd Hagar geschickt.»

– «Ich wollte nur Deine Verheißung erfüllen.»

– «Das wolltest du tatsächlich und das wird dir auch angerechnet.»

– «Ismael ist stark, er ist ein Kämpfer.»

– «Das ist er, doch er ist unbarmherzig, da er durch dich Unbarmherzigkeit erfahren hat.»

– «Ismael trägt mit an meiner Schuld?»

– «Was Väter tun, wird durch ihre Söhne und Töchter über Generationen weitergetragen.»

– «Wie wird es Hagar gehen?»

– «Sie trägt Enttäuschung, Verbitterung und Misstrauen in ihrer Seele!»

– «Ich habe mich verführen lassen und die Mutter meines erstgeborenen Sohnes in die Wüste geschickt.»

– «Das hast du und nun holen dich deine Werke ein.»

– «Was kann ich jetzt noch tun?»

– «Wiedergutmachen, den Schmerz am eigenen Leib, im eigenen Herzen erleben, bereuen um Vergebung bitten und vergeben.»

– «Ist das der Weg?»

– «Das ist der Weg der Wiedergutmachung, der Sühne und Buße.»

– «Mein Gott, so ist dies nun mein Weg.»

– «Abraham, opfern heißt, das Liebste zu geben, du weißt es.»

– «Ja, so habe ich es meinen Sohn Isaak gelehrt.»