Geistbruder Gabriel:
Josef bekämpfte seine Wut auf die Wirte. Diese schlug schließlich um in einen unerträglichen Schmerz und nun kämpfte auch Josef mit den Tränen. Seine Frau Maria und das neugeborene Kind in dieser schweren Stunde so schutzlos zu sehen, war für ihn fast nicht zu ertragen. Er nahm Maria das Kind ab, drückte es liebevoll an sich und wiegte es unbeholfen auf seinem Arm hin und her. Danach legte er das Kind in die Futterkrippe der Tiere, die er mit einem Schaffell und Decken ausgelegt hatte. Zärtlich und überaus liebevoll schaute er auf die schlafende Mutter und ihr Kind, er deckte beide fürsorglich zu und bald schlief auch das Kind ein.
Sein Herz war dankbar und berührt, ja erfüllt von all dem, was er in den letzten Stunden erlebt hatte. Er verstand den Plan Gottes nicht, haderte mit den Umständen. Er fühlte sich von aller Welt und allen Menschen verlassen, ja er fühlte sich auch von Gott verlassen. Niemand hatte ihnen geholfen, niemand hatte sie in den Schutz und Wärme ihres Hauses gelassen und keiner hatte ihnen ein Lager zur Verfügung gestellt, keiner hatte sich erbarmt …
Er stöhnte leise bei diesen Gedanken, dann betete er in tiefstem Schmerz: «Oh Gott, Mein Gott, Dein Sohn ist auf die Welt gekommen, doch kein Mensch hat Ihn in sein Haus und Herz aufgenommen! Ist das Dein Wille? Wie kann das sein? Wir, hier im Stall, von allen Menschen verlassen und ganz allein?»
Josef übermannte der Schmerz und er ließ den Tränen freien Lauf. Wie armselig war er, wie wenig konnte er tun. Über Josef wollte sich eine dunkle Wolke ausbreiten, da hörte er in sich die Worte:
«Glaube Josef, glaube und vertraue auf den großen Plan.
Oh, sehe das Kind liegt in der Krippe arm und bloß, doch wisse, er wird ein König groß.
Ja der Sohn Gottes ist auf die Welt gekommen
und hat, mit Seiner unendlichen Liebe, die Menschen in den Arm genommen.
So ist ein Teil des Heilsplans vollbracht,
denn der Gottessohn ist geboren in dieser stillen, hochheiligen Nacht!»
Mit dieser Verheißung, mit diesem Trost, wendete sich die Stimmung. Es war Josef, als würden viele, viele Engel den Raum erfüllen. Es wurde ihm warm ums Herz, eine Zuversicht und Hoffnung erfüllten ihn; und das Vertrauen, das ihn verlassen wollte, kam zurück und es veränderte alles. Aus dem «Wie soll das gehen?» wurde: «Mit Deiner Hilfe, großer Gott, wird es gehen. Ich weiß nicht wie, doch Du Vater kennst den Weg, weißt um unsere Sorge und was wir brauchen.» Mit diesem Trost im Glauben schlief auch Josef ein.