Abgeschnitten von meiner Familie, meinem Zuhause, meinen Freunden, Weggefährten und meiner vertrauten Heimat, wurde in meinem Leben ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Ich fand eine Stelle in dem Heim der Glaubensgemeinschaft für Senioren und Pflegebedürftige. In diesem Heim arbeiteten normale Angestellte und Glaubensgeschwister, Seite an Seite und Hand in Hand. Mir gefiel das gut, dadurch war eine Normalität gegeben und die Heimbewohner aus der näheren Umgebung bildeten eine natürliche Verbindung zur Bevölkerung. Einige der Bewohner fühlten sich einsam, verlassen, abgeschnitten von Verwandten und ihren Liebsten. Ich versuchte mich in ihre Lebenslage, in die unterschiedlichsten Schicksale hineinzufühlen. Ich liebte die Senioren und liebte auch meine Arbeit. Es fiel mir leicht zu spüren, was jemand brauchte. Es ging um Themen, die mir vertraut waren: Pflege, Sterbebegleitung, die Begleitung Angehöriger, Lebensfragen. In diesen gab es unzählige Chancen und Möglichkeiten, in einer christlichen Haltung für Menschen da zu sein, ihnen dort weiterzuhelfen, wo sie innerlich nicht weiterkamen.
Als ich meine Arbeitskleidung, eine weiße Schürze, in Empfang nahm, wurde ich ganz andächtig. Es war eine Schürze, weit geschnitten und verhüllend, mit einem Schriftzug in hellblau bestickt. Dieses berührte mich besonders, weil ich mir für mein Bauernhemd, genau so eine Aufschrift gewünscht hätte; wie es damals bei der Gestaltung des Versammlungsraums eine Gemeinsamkeit und Verbindung gab, so war es auch mit diesem Schriftzug auf der weißen Schürze. Ich spürte eine große Vertrautheit, die mich im Inneren freute, machte mir darüber keine weiteren Gedanken, nahm es in mein Inneres und wunderte mich kurz.
Ich lebte mich ein, versuchte mein Heimweh in den Griff zu bekommen. Doch das war nicht einfach, denn es gab wenige Möglichkeiten mit Glaubensgeschwistern in Beziehung zu treten. Die Wohnsituation, in der ich allein wohnte, war nicht die von der Glaubensgemeinschaft gewünschte Lebensform, es war eher eine Übergangslösung. In der Gemeinschaft wurde empfohlen, sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun und in Wohngemeinschaften zu leben. Ich wollte meine Schritte meinem Inneren anpassen, so wie ich es immer machte, fühlte mich noch nicht angekommen und hatte auch gewisse Bedenken: Wie würde ich mit wildfremden Menschen zusammenfinden können? Ich wünschte mir nicht mit Kindern zusammen zu wohnen, weil ich befürchtete, das Heimweh könnte sich verstärken, wenn ich Mütter mit ihren Kindern um mich hätte.
Doch es war nicht gern gesehen, dass jemand allein lebte. Dieses wurde auch immer wieder erwähnt und gesagt. Ja, ich wurde sogar zu einem Gespräch gebeten, in dem signalisiert wurde, dass meine Lebensform nicht den Regeln der Gemeinschaft entspräche. Ich fühlte mich bedrängt, dieses gefiel mir ganz und gar nicht. Ich befreite mich des Nachts mit Träumen, begann darin, mich zu erheben und zu fliegen. Doch ich verstand die Hilfe, die Hinweise und die Botschaft meiner Träume nicht.