Etwas Schlimmes

Verborgenes Leben, 13. Juli 2024

Die Schicksalsschläge in meinem Leben, die Todesfälle in meiner Familie hatten mich schon früh nach dem Sinn des Lebens fragen lassen. Ich verstand, dass die Geborgenheit in der Familie nicht Ziel sein kann, dass es um weit mehr ging, und ich konnte erfassen und verstehen, dass ich die Geborgenheit in meiner Familie gesucht hatte, bis meine Lieben wegstarben und dadurch meine heile Welt zusammenbrach. Ich berichtete in einer großen Schulung im Rahmen eines Sonntagstreffens von meinem Erkenntnisprozess, den ich für mich gefunden hatte: «Ich wollte die Geborgenheit in meiner Familie finden, doch es sind mir schon einige Familienmitglieder weggestorben. Dadurch und darüber habe ich die Geborgenheit in Gott gefunden.»

Es war für mich, als hätte ich mein ganzes Lebensziel, das ich mir gesteckt hatte, erreicht. Ich hatte verstanden, war dankbar und voller Freude. Nur in Gott war Erfüllung, in Jesus war der Weg, dem ich weiterhin folgen wollte.

Am 14. März 1994, am Montagmittag, einen Tag nachdem ich diese Erkenntnis preisgegeben und mit einem großen Kreis von Zuhörern geteilt hatte, erreichte mich die Nachricht, unser jüngster Bruder Sepp sei bei der Arbeit zusammengebrochen und ganz überraschend an Herzversagen verstorben.

Wie konnte das sein?  Wie konnte Gott das zulassen? Mein Schmerz war mächtig. Mein Bruder gerade eben 33 Jahre alt, war ohne Vorbereitung, einfach so gestorben. Einfach gestorben, einfach so? Ich war fassungslos! Wieder? Schon wieder?! Hatte ich nicht verstanden? Gerade verstanden? Warum ging jetzt das Sterben weiter?

«Du bist und bleibst die Dumme! Am Schluss wirst du noch bestraft für deine ganzen Anstrengungen! Deine Erkenntnisse nützen dir nichts, gar nichts! Dein Gott, dein Jesus – wo sind sie jetzt? Wo ist ihre Hilfe? Wohin führt dich dein Glaube?», so begann wieder eine Stimme in mir zu sprechen. «Wenn man sich auf Gott einlässt, dann geschieht etwas Schlimmes!», wieder holte mich diese alte Prägung ein. Diese schien tief in mir verankert und geprägt zu sein, präsentierte sich in den Gefühlen, die mich wie eine Woge überrollen wollten. Es bestärkte in mir ein Gefühl, das sich immer weiter aufbaute: Wenn ich Glaubensschritte tat, folgte darauf oft eine Reaktion, die ich nicht einordnen konnte. Es folgte etwas Schlimmes. Leid, Leiden, Sterben und Tod begleiteten mich auf besondere Weise.

Diesmal sah ich den direkten Zusammenhang zwischen Erkenntnis im Geist und der unmittelbaren Auswirkung im Leben deutlich, aber in meinem Verständnis von Saat und Ernte, von Ursache und Wirkung ging es nicht auf. Müsste nach einem Erkenntnisschritt nicht eine gute Wirkung eintreten? Warum geschah das Gegenteil? Was sah ich nicht? Was verstand ich nicht? Zwiespältige Gefühle verunsicherten mich, ich war getroffen und zutiefst verletzt. Ich wurde ganz leise, ganz still und wortlos. Wie sollte ich Gott je verstehen? Das Gefühl, bestraft zu werden für meine Glaubensschritte, setzte sich in meinem Inneren fest, ja, wurde zementiert.

VERBORGENES LEBEN

 

«Schreibe für dich den Weg, der bei dir zur direkten Kommunikation geführt hat auf, denn es hilft dir beim Helfen!»