Geistbruder Gabriel:
Die Straßen von Betlehem waren verlassen, es war längst finsterste Nacht geworden und Maria und Josef wussten nicht mehr weiter. Da wurden sie von einer Frau eingeholt, sie zog Josef am Arm: «Kommt mit, ich kann euch helfen!» Ihr Blick ruhte dabei besorgt auf der jungen Frau. Sie führte die beiden zu einer Felsengrotte nahe dem Dorf und meinte entschuldigend: «Leider habe ich auch keinen Platz in meinem kleinen Haus, aber hier ist es warm, hier könnt ihr euch ausruhen. Es hat Heu und Stroh und ihr seid wenigstens vor der Kälte der Nacht geschützt.»
Zutiefst dankbar betraten Maria und Josef die Grotte, in der ein Ochse stand, und auch ihr Esel bekam seinen Platz und durfte sich ausruhen. Josef nahm dem Esel seine Last ab und legte Decken ins Heu und bereitete fürsorglich ein Lager für seine Frau Maria.
Allein, von aller Welt verlassen wurde in dieser Nacht, in aller Stille das Kind geboren. Erschöpft, ergriffen und voller Freude hielt Maria ihr Kind im Arm, überwältigt vom Wunder neuen Lebens.
Maria betete in ihrem Inneren: «Oh Gott, Mein Gott, wie erbärmlich, in der Fremde, einsam und in einem Stall unter Tieren ist Dein Sohn auf die Welt gekommen. Wie kann das sein? War das Dein Plan? Oder habe ich etwas falsch gemacht? Oh Gott, hilf mir zu glauben, hilf mir zu glauben, was der Engel mir gesagt hat! Bitte, bitte großer Gott, stärke mich, hilf mir stark zu sein!»
Mit dieser inniglichsten Bitte hörte Maria in ihrem Inneren die Worte: «Freue dich Maria, glaube und wisse, Gottes Sohn ist dein Kind. Sei Seine Mutter, du Magd des Herrn, hilf Ihm, liebe Ihn und habe Ihn gern.»