Als ich bei der Arbeit schließlich mit Aufgaben beauftragt wurde, die ich beim besten Willen nicht erfüllen konnte – ich sollte Möbel in Italien bestellen, obwohl ich gar keine Fremdsprache sprach und der Händler nur italienisch – gab ich auf, es reichte.
Es gab innerhalb der Gemeinschaft immer wieder Aufrufe, in denen die Mitglieder schriftliche Stellungsnahmen abgeben sollten. Auf Grund dieser Rückmeldungen gab es sehr oft Ausgrenzungen. Welche Kriterien dabei eine Rolle spielten, war mir nicht klar und verstand ich auch nicht. Ich hatte jedenfalls keine Chance, denn ich genügte nicht.
In meiner Wohngemeinschaft war von mir und meinen Mitbewohnerinnen viel Verständnis gegenüber der alleinerziehenden Mutter und ihren Kindern erforderlich. Die Konflikte spitzten sich immer wieder zu, weil sie viel arbeitete, wenig Zeit für ihre Kinder hatte und der Vater nicht mehr bei ihnen lebte, da er die Familie und die Glaubensgemeinschaft verlassen hatte.
Gerne wäre ich in das Seniorenheim, in die Pflege zurückgekehrt, doch ich hatte Angst, körperlich den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein. Tatsächlich tat sich eine neue Perspektive auf: Im Einkaufszentrum der Glaubensgemeinschaft gab es eine Stelle in der Abteilung Inneneinrichtung, Möbel und Deko-Artikel. Sie suchten jemanden, der Freude im Umgang mit Dekoration hat und...
Bedingt durch die neue Arbeitsstelle im Verlag ergab es sich, dass ich nun näher im Umfeld der Prophetin tätig war, zumal der Verlag vorwiegend die Bücher und Tonträger vertrieb, die die Glaubenslehre unserer Gemeinschaft beinhalteten. Ich wurde nun auch zu den wöchentlichen Treffen mit der Prophetin geladen, in denen sich eine Führungsgilde traf, was eine...
Ich war nun schon einige Jahre von zu Hause weg und konnte die Nähe zu Arthur und meinem Sohn nun besser bewältigen, wenn ich sie an wenigen Tagen im Jahr besuchte. Anfänglich war das Abschiednehmen, die wiederkehrende Trennung, jeweils wie ein Rückschlag: Ein erneuter Schmerz, der aufgerissen wurde und der dann wieder heilen musste.
Bei der Arbeit erlebte ich, wie ein Klima der Angst unheilvolle Kreise zog. Ursache und Wirkung stellten oft unbarmherzig die Frage: Was hast du, was habt ihr getan? Bei allem, was passierte, ob jemand stürzte, sich verletzte oder gar starb, wurde diese Frage gestellt. In besonderem Maße wurde oft der Schwarze Peter zugespielt oder das...
An meinem 50. Geburtstag, dem zweiten nach meiner Auswanderung, freute ich mich und gleichzeitig litt ich im besonderen Maße. Es war ein Sonntag und ein voller Arbeitstag lag vor mir. Früh am Morgen machte die WG-Schwester mit den Kindern für mich Frühstück und das tat mir gut. Ich wusste es zu schätzen, denn sie hatte...
Aufgrund meines schweren Autounfalls und den anhaltenden Problemen mit dem Auto machte ich mir ernsthafte Gedanken: Was sah ich nicht? Ich hinterfragte mich in der Überzeugung, dass etwas mit mir und meiner Haltung nicht stimmen konnte. Das Ursache-Wirkung-Prinzip wurde in der Gemeinschaft mit großer Überzeugung vertreten und benutzt.
Es war mir wichtig, den Anforderungen der Gemeinschaft zu genügen, ich sah in den Regeln trotz allem auch eine Fürsorge und Hilfe, eine neue Lebensform. Also begab ich mich auf die Wohnungssuche, einen Platz in einer Wohngemeinschaft zu finden. Dabei sah ich in viele Wohnungen, sah in viele Situationen, in denen Glaubensgeschwister lebten und ich...