Category

Verborgenes Leben
Wenig später wurde Maria überraschenderweise und trotz Verhütungsmittel schwanger. Als sie dies ihrem Mann Arthur mitteilte, antwortete dieser: «Ich bin nicht begeistert», musste jedoch beifügen, «Ich habe es gespürt, ja, gewusst.»
Marias Sohn Patrick war ein besonnenes und ruhiges Kind. Er spielte gerne mit den Kindern aus den Häuserblocks, in denen seine Eltern als Hauswart tätig waren. Sie waren eine Clique von über 20 Kindern, in der vieles ausprobiert und in Rollenspielen geübt wurde.
Mein Vater fehlte mir sehr, als ich selbst auf den Glaubensweg kam. Ich hätte ihn gerne gefragt, wie er so wurde, wie er seine Haltung errungen hat; doch er war nicht mehr da. Um das alles zu verarbeiten, engagierte ich mich in der Sterbebegleitung, die in unserem Freundeskreis, aber auch darüber hinaus nötig wurde.
Die junge Mutter, Maria, wurde Präsidentin des Damenturnvereins im Dorf und kam schon bald mit einem interessanten Vorschlag: «Wir sind gesund und fit, da könnten wir doch unsere Fitness spontan für ältere, kranke Mitmenschen einsetzen, die eben nicht mehr so beweglich sind und froh wären, wenn ihnen jemand hilft.»
Nachdem ihr Sohn geboren wurde, wollte Maria für ihren Sohn erreichbar sein und gleichzeitig dazuverdienen. Es bot sich eine Möglichkeit in der Stelle als Hauswart, Hausmeister-Ehepaar. Dabei würden sie verantwortlich sein für vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 34 Wohneinheiten, in denen vorwiegend junge Familien lebten.
In einem immer wiederkehrenden Traum, in dem mein Vater zurückkam zu mir und in mein Leben, bekam ich meine Antwort. Die Freude über seine Rückkehr endete schnell, denn ich musste ihn im Traum verbergen und verstecken, er war ja gestorben, niemand durfte ihn sehen.
Das Leid und der Tod meines Vaters, am 28. Oktober 1969, drei Wochen nach meiner Hochzeit, war für mich eine überaus große Herausforderung. Ich war am Beginn meines Lebens und seines endete. Mein Glaube half mir nicht mehr, meine Antworten ebenso wenig. Warum musste mein Vater so schmerzvoll sterben? Womit hatte er das verdient?
Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass mein Vater mich, seine einzige Tochter, in der Kirche vor Gott führen würde. Deshalb verschoben wir das Hochzeitsdatum um fünf Monate. Sein schweres Krebsleiden wurde erst nach der Verschiebung der Hochzeit erkannt und hatte inzwischen Spuren hinterlassen
Wir zogen also nach Hellbühl, wieder an den Fuß des Pilatus. Mit dem wenigen Geld, das von der Versteigerung übriggeblieben war, wurde das Inventar eines kleinen Lebensmittelgeschäftes erworben, in dem die Mutter künftig für die verbliebene Familie sorgen wollte. Ich wollte Dekorateurin werden, doch meine Eltern kannten diesen Beruf nicht.
Wie eine dunkle Wolke lag der Tod meines Bruders über unserer Familie. Die Stimmung wurde schwer, die Unbeschwertheit war dahin, als hätte er, der freudige Theddy, das Lachen mitgenommen, als er von uns ging. Alle wurden ernster und mein Vater, zunehmend müde, vom Lebenskampf ermattet, geschwächt, erkrankte immer öfter.
1 4 5 6 7